Zitate für das neue Jahr (1): In einer schrecklichen Unkenntnis der wichtigsten Dinge

Ich habe langsam Blaise Pascal Gedanken (Nr. 1 nach Strowski, Nr. 194 nach Brunschvicg) gelesen. Die deutsche Ausgabe gibt es in einer Edition aus dem 19. Jahrhundert auf zeno.org. Zum Kauf empfiehlt sich die reclam-Ausgabe. Hier geht es zum gesamten Abschnitt.

Argument: Genau untersuchen, was bekämpft wird

Möchten die, welche die Religion bekämpfen, wenigstens lernen, welcher Art sie ist, ehe sie sie bekämpfen.

Ein verborgener Gott hat..

in der Kirche merkliche Zeichen niedergelegt hat um sich von denen erkennen zu lassen, die ihn aufrichtig suchen.

Oberflächlich informiert

Sie glauben große Anstrengungen gemacht zu haben, um sich zu unterrichten, wenn sie einige Stunden auf das Lesen der Schrift verwendet und irgend einen Geistlichen über die Wahrheiten des Glaubens befragt haben. Darnach rühmen sie sich gesucht zu haben ohne Erfolg, in den Büchern und unter den Menschen.

Der Grund für die Anstrengung

Es handelt sich hier um uns selbst und um unser Alles.

Alle unsere Handlungen und alle unsere Gedanken müssen so verschiedene Richtungen nehmen, je nachdem es ewige Güter zu hoffen giebt (sic) oder nicht.

Leben ohne an das Ende zu denken

(Es gibt Menschen, die) ihr Leben hinbringen ohne an dieses letzte Ende des Lebens zu denken

Eitelkeit und Leere ohne Ende

Man braucht nicht einen sehr hohen Geist zu haben um zu begreifen, daß es hier keine wahrhafte und bleibende Befriedigung giebt, daß alle unsere Freuden nur eitel, unsere Uebel unendlich sind und daß zuletzt der Tod, der uns jeden Augenblick drohet, in wenig Jahren oder in wenig Tagen uns versetzen muß in einen ewigen Zustand des Glücks oder des Unglücks oder der Vernichtung.

Agnostizismus: Ich weiss nicht, wer mich in die Welt gesetzt hat

Ich weiß nicht, wer mich in die Welt gesetzt hat, noch was die Welt ist, noch was ich bin. Ich befinde mich in einer erschrecklichen Unkenntniß aller Dinge.

Ich sehe diese Staunen erregenden Räume des Universums, die mich umschließen und finde mich gebannt in einen Winkel dieser weiten Ausdehnung ohne zu wissen, warum ich vielmehr an diesen Ort gestellt bin als an einen andern…

Alles, was ich weiß, ist, daß ich bald sterben muß.

Die zwei Haupstücke des christlichen Glaubens

(D)er christliche Glauben geht hauptsächlich nur darauf hin diese beiden Stücke fest zu stellen, das Verderben der Natur und die Erlösung Jesu Christi.

Wegen Kleinigkeiten beunruhigt, gleichgültig für die Hauptsache

Sie sind ganz anders im Betreff aller andern Dinge, sie fürchten selbst für die geringsten Kleinigkeiten, sie sehen sie voraus und empfinden sie und derselbe Mensch, der Tage und Nächte in Wuth und in Verzweiflung zubringt wegen des Verlusts einer Stelle oder wegen einer eingebildeten Verletzung seiner Ehre, ist derselbe, der weiß, daß er alles verlieren wird durch den Tod und der nichts desto weniger ohne Unruhe bleibt, ohne Sorge und ohne Bewegung.

Sie nennen das „das Joch abgeschüttelt haben“.

(Der Mensch hält sich) für den einzigen Herrn seiner Lebensführung (und gedenkt) nur sich selbst Rechenschaft abzulegen.

Ein Anzeichen für die böse Veranlagung des Menschen

Nichts entdeckt mehr eine wunderliche Geistesschwäche, als wenn man nicht erkennt, wie groß das Unglück ist eines Menschen ohne Gott. Nichts bezeichnet mehr eine recht tiefe Niedrigkeit des Gemüths, als wenn man nicht verlangt nach der Wahrheit der ewigen Verheißungen.

Es braucht Liebe, diese Agnotiker nicht zu verachten

(M)an muß alle die Liebe der Religion, die sie verachten, besitzen um sie nicht so sehr zu verachten, daß man sie in ihrer Thorheit verläßt.

Wir betrachten sie das ganze Leben als fähig, dieser Gnade teilhaftig zu werden.

Aber weil diese Religion uns verpflichtet sie immer, so lange sie in diesem Leben sind, an zu sehn als der Gnade fähig, die sie erleuchten kann und zu glauben…