‘Wir bitten dich, vermehre in ihnen … deine Gnade, dass sie in Christus, deinem Sohn, allezeit zunehmen und wachsen, bis dass sie Reife in aller Weisheit und Gerechtigkeit erlangen.’ (Gebet nach dem Lehrgottesdienst)
Es geht um ein Lernen, dass den ganzen Menschen umfasst. Nicht allein den Verstand, sondern auch das Gefühl, die beide zusammenkommen im Herzen. Lernen ist kein intellektuelles, sondern ein existenzielles, relationales Lernen. Es ist Lernen als ‘yada’, wie das Alte Testament sagt: das Erkennen in Beziehung, wie Mann und Frau einander erkennen in der ehelichen Beziehung. Im Lernen geschieht eine Begegnung zwischen dem lebendigen Gott und dem Kind. In dieser Begegnung lehrt er das Kind, Christus zu kennen (Eph 4,20). Lernen geht auch Hand in Hand mit sich bekehren, es berührt die Seele des Schülers. Der spätere Unterschied zwischen einem allein verstandesmässigen Lernen (nämlich des nicht wiedergeborenen Menschen) und einem geistlichen Lernen (des wiedergeborenen Menschen) kennt der HK nicht. Das Lernen im HK ist sowohl intellektuell als auch zugleich auf Glaubenserfahrung gerichtet … Es ist Lernen aus einem Guss. Daher die vielen ‘alles oder nichts’-Formulierungen in den Antworten, beispielsweise in HK 113:
‘Wir sollen in unserem Herzen keine Lust und keinen Gedanken aufkommen lassen, gegen irgendein Gebot Gottes zu handeln, sondern wir sollen jederzeit von genzem Herzen aller Sünde feind sein und Lust zu aller Gerechtigkeit haben.’
… Das Lehrbuch des HK ist ein Lebensbuch. Das ganze Leben ist eine immerwährende Wiederholung des Glaubens, des Gebotes und des Gebetes und der Erkenntnis von Elend, Erlösung und Dankbarkeit. Es impliziert, dass das Lernen des HK äusserst praktisch gemeint ist. …. Die Katechismuspredigt will Hilfsmittel sein, um immer wieder neue Lernmomente in der eigenen Lebenssituation zu entdecken. Die Gemeinde bleibt eine lernende Gemeinde.
Vim Verboom. Die Didaktik des Heidelberger Katechismus. In: Handbuch des Heidelberger Katechismus. Gütersloher Verlagshaus: Gütersloh, 2014. S. 302f.