Der katholische Blogger "Huhn Meets Ei" aus Berlin hat einen lesenswerten Essay anlässlich der jüngsten Wunderlich-en Debatte (siehe meine Medienschau) geschrieben. Ich habe mir erlaubt, die Argumente herauszuziehen.
Zur öffentlichen Debatte von Homeschooling
- Durch dieses Gerichtsurteil ist das Thema Homeschooling in Deutschland aber nicht etwa, wie man denken könnte, "vom Tisch"; vielmehr scheint es, dass es erst jetzt überhaupt richtig auf den Tisch gekommen ist.
- In Politik und Gesellschaft gab es bisher keine nennenswerten Stimmen, die die in Deutschland geltende Form der Schulpflicht ernsthaft in Frage gestellt hätten.
- Die wirklich relevanten und zukunftsweisenden Debatten über die Zukunft der Christenheit (werden) derzeit weniger zwischen einem liberalen und einem konservativen Lager als vielmehr innerhalb des konservativen Spektrums (geführt).
- Jemanden zu finden, der sich öffentlich für die Schulpflicht und gegen Homeschooling ausspricht, ist offenkundig einfacher als umgekehrt.
Die drei Standard-Argumente gegen Homeschooling
In der Hauptsache läuft es immer wieder auf dieselben drei Punkte hinaus:
- Die Schulpflicht sei ein hohes Gut, das "nicht leichtfertig zur Disposition gestellt werden" dürfe (Birnbacher);
- "qualifizierte Pädagogen" könnten Kinder besser unterrichten als Eltern (lustigerweise sogar dann, wenn diese selbst "qualifizierte Pädagogen" sind!);
- und last not least würde Homeschooling die Entwicklung von "Parallelgesellschaften" begünstigen und die Kinder zu "Sonderlingen" erziehen.
Bedenkenswerte Überlegungen
- Schulpflicht als Gütezeichen einer Demokratie: Für Demokratien ist es normalerweise eher typisch, dass es in ihnen eine Bildungs– bzw. Unterrichtspflicht gibt.
- Professionalität: Bezüglich der fachlichen und pädagogischen Kompetenz von Lehrern hat vermutlich jeder so seine eigenen Erfahrungen.
- Sozialisierung: Ob die ernsthaft denken, Eltern würden ihre Kinder in der Besenkammer aufbewahren, wenn man sie ließe.
- Kreationismus: Kreationisten sind keine Gruppe. Kreationismus ist zunächst einmal eine Theorie über die Entstehung der Welt, und auch wenn diese in bestimmten Glaubensgemeinschaften verbreiteter ist als außerhalb dieser …, ist sie an und für sich nicht mit einer bestimmten Glaubensrichtung deckungsgleich.
- Parallelgesellschaften: Dass sie sich durch das Schreckgespenst fundamentalistisch-islamischer Parallelgesellschaften dazu verleiten lassen, sich eine im Kern säkularistisch motivierte Islamkritik zu eigen zu machen, ohne dabei zu merken, dass man mit exakt denselben Argumenten auch gegen sie selbst vorgehen könnte.
- Parallelwelt Schule: …ich selbst in einer Parallelgesellschaft aufgewachsen bin — und das, obwohl ich von der ersten Klasse an ausschließlich öffentliche Schulen besucht habe.
Weiterlesen: Zur "Benedikt-Option" habe ich einen längeren Aufsatz veröffentlicht.