Wie lebte es sich auf den Trümmern des Sowjetimperiums? Dies beschreibt Swetlana Alexijewitsch eindrücklich in “Secondhand-Zeit: Leben auf den Trümmern des Sozialismus”. In meiner Besprechung fasse ich zusammen:
Mit dem Untergang des Sowjetimperiums verschwand nicht nur eine überholte Ideologie. Es ging ein Koloss unter, der den Menschen Orientierung, Lebenssinn gab, sowie er bedingungslose Hingabe verlangte. Abgelöst wurde er durch schnöden Konsum, mafiöse Verhältnisse, kapitalistisch getünchten Raubbau an Mensch und Natur. Dies erkannten viele altgediente Kommunisten als wahrhaft billigen und unwürdigen Ersatz für das Gewesene.
Hier liegt meines Erachtens auch der Reiz des Kulturmarxismus. Wenn wir Christen diese Lebenshaltung des Konsums einfach übernehmen, bieten wir keine zugkräftige Alternative. Klaus Bockmühl zeigt in seinem Buch “Herausforderungen des Marxismus” auf, weshalb es so viele Neigungs- und Überzeugungsmarxisten gibt. In meiner Besprechung schreibe ich:
Der Marxismus weist Züge einer innerweltlichen Religion, der seinen Anhängern umfassenden Lebenssinn eröffnet und umgekehrt umfassende Lebenshingabe verlangt (6). Oder wie es der Schriftsteller Peter Weiss ausdrückt: Der Marxismus bietet Geschichtsbewusstsein, ein Handlungsprinzip und das Gefühl der Zugehörigkeit (26).