Zitat der Woche: Augustinus und die menschliche Natur

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Im neu erschienenen Buch “Human Nature from Calvin to Edwards” schreibt Paul Helm über die Verfassung des menschlichen Geistes im Verständnis von Augustinus:

Zusammenfassend sehen wir, dass Augustins Bild des Geistes ziemlich komplex ist. Es gibt ein grundlegendes trinitarisches Muster der Kräfte der Seele. Das Gedächtnis spielt eine zentrale Rolle als Aspekt des Verstehens. Sie ist nicht nur empfänglich, sondern leistet einen aktiven Beitrag zum Verstehen und zum Willen. Es gibt Leidenschaften, die Aktivitäten des Willens sind, die Augustinus nicht herunterspielt. Er ist aber bestrebt, darauf hinzuweisen, dass sie durch den Willen regiert werden, der “die Bewegungen der Seele” beeinflusst. Daraus können wir ersehen, dass er insgesamt den “Willen” in zweierlei Hinsicht verwenden musste: einmal im Sinne der Wahl zwischen Alternativen, zum anderen im Willenssturz des Sündenfalls und in der Wiedererschaffung des Willens durch die Wiedergeburt. Diese zweite ist von Bedeutung, weil er nach Augustinus beim Sündenfall einen besonderen Platz einnimmt. Dieser war nicht das Ergebnis einer Wahl zwischen Alternativen, wie sie eine Gabelung auf der Straße bietet. Es war die Entscheidung, ob man sich an Gott klammert oder von Ihm abweicht, eine Entscheidung, die von einem im Stand der Aufrichtigkeit beschlossen wurde. Diese Wahl führte zu einem Zustand der Unfreiheit. Der Wille, sich von Gott abzuwenden, lässt die Menschheit in einem Zustand der Wegwendung zurück und beeinflusst die Gesamtheit des Geistes, insbesondere alle zukünftigen Entscheidungen, solange bis Gott in Seiner Barmherzigkeit ihn wiederherstellt. Im Falle alltäglicher Entscheidungen ist der böse Wille, versklavt durch den Sündenfall und seine Folgen, dennoch in der Lage, zwischen Alternativen zu wählen. Die stoische Ablehnung der Emotionen ist töricht.