Gespräch: Wenn sich mir jemand in den Weg stellt

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Meine Überzeugungen:
Ich nehme es in Kauf, (zumindest eine Weile) eine Lachnummer zu sein.
Ich bete darum, im geeigneten Moment die Rolle zu wechseln.
Ein Wort der Wahrheit ist stärker als jeder Panzer der Lüge.
Die Frage nach Gott kann nicht ausgeklammert werden.
Es ist kein Zufall, welche Menschen mir über den Weg laufen.
Ohne echtes Interesse und Stossgebet kein Gespräch

(Im Zug, einige Abteile weiter eine Gruppe von sechs Männern, die zur Weindegustation in den Wallis fuhren; deutlich angeheitert)

(Einer der Männer steht mir im Weg; ein Kollege) «Mach Platz!»
(ich) «Ich habe Zeit.»
(der andere) «Ah, in dem Fall.» (und stellt sich mir wieder in den Weg)
(blitzartig fährt es durch meinen Kopf) «Dann haben wir Zeit für ein Gespräch.»
«Über Gott und die Welt.»
«Ich rede über beides. Was darf’s sein?»
«O nein. Über die Welt schon, über Gott nicht.»
«Dammhirschzucht.» (schlägt einer in der Gruppe vor; alle lachen brüllend)

(Ich gehe weiter und suche wohl 10 Minuten nach einer Toilette. Anschliessend geht es zurück.)
«So, jetzt habe ich meine Blase geleert und habe Zeit für ein Gespräch. Allerdings nicht über Dammhirsche, denn ich bin kein Hirsch.» (die Gruppe versteht meine Anspielung nicht)
«Ich habe es befürchtet.» (resignativ)
«Über Gott wolltest du ja nicht sprechen.»
«Ich habe gesagt, ich dass ich nicht wollte, nicht, dass ich nichts glaube.»
(ich) «Die Frage nach Gott kannst du gar nicht ausschliessen.»
«Echt jetzt?»
«Nein. Du hast dich einfach selbst zu Gott gemacht.»
«Ist das jetzt ein Kompliment?» (Gelächter)
«Jein. Ein Hirsch kann nicht über sich selbst nachdenken. Wir können es. Wir können in die Vergangenheit blicken und über die Zukunft mutmassen.»
(Wir sprechen über die bevorstehende Weindegustation. Es wird tüchtig gebechert.)
(irgendwann) «Du kannst mich dutzen. Wie heisst du?»
«Samuel.»
«Oh, das bedeutet, dass der Ewige, Gott, hört.»
«Ja, das ist ein biblischer Name. Den haben mir aber meine Eltern gegeben.»
«Hast du einen Hintergrund?»
«Nein, nicht speziell.» (wendet sich ab)

(vor dem Aussteigen gehe ich nochmals hin)
«Ich habe noch eine Frage an dich: Worauf stützt du deine grundsätzlichen Überlegungen?»
(ich verabschiede mich; verblüfft sitzt die Runde da; er ruft mir nach) «He, darf ich dir nicht einmal eine Antwort darauf geben?»
«Nein. Du wolltest ja eigentlich gar nicht über Gott sprechen. Heute ist der Tag der Fragen, nicht der Antworten.»
(Neben mir steht eine Frau mit ihrem Sohn. Sie ist nicht die einzige, die zugehört hatte. Sie strahlt mich an. Leider muss ich den nächsten Anschluss erwischen.)

Herr, stelle mir wieder Menschen in den Weg.

Weiterlesen und -hören: Warum ich Gespräche unterwegs liebe; Gott hat sich mir nicht gezeigt, jetzt will ich Spass