“Ganz Gallien ist von den Römern besetzt… Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten.” Die Botschaft der Asterix-Bände hat mich immer wieder zu eigenem Hinstehen ermutigt. Gleiches geschieht in diesen Tagen – für eine Angelegenheit, die gemäss politischer Korrektheit schon längst gegessen sein sollte. Es geht um die Ehe für alle innerhalb der Schweizer Landeskirchen. Die NZZ schrieb im Juli 2019, dass es Konservativen davor graue; in einem Kommentar wird moniert, dass sich jedoch gerade Konservative darüber freue sollten. Mit grossen Lettern wurde auf die Zustimmung des Kirchenratsräsidenten Gottfried Locher verwiesen.
Die Blogger von Daniel Option bemerken in ihrem klugen Artikel: “Die Stärke der Befürworter der ‹Ehe für alle› liegt darin, dass sie das gesellschaftliche Momemtum auf ihrer Seite haben.” Sie dekonstruieren mit exegetischen und dogmengeschichtlichen Argumenten die Behauptung, dass sexualethische Aussagen keinen Bekenntnischarakter trügen. Zu Recht stellen sie fest: “Zu anderen Zeiten hat die Kirche ihr Bekenntnis eingesetzt, um mutig gegen weltanschauliche und politische Entwicklungen Stellung zu nehmen.” Darum: “Wenn die Kirche nur noch ein ausführendes ‹Segnungsorgan› des gesellschaftlichen Konsenses wird, verliert sie die innere Kraft und Identität.”
50 Pfarrer wenden sich nun öffentlich gegen das Einschwenken auf die gesellschaftlich normativ geforderte Linie. Auf ihrer Seite schreiben sie: “Das ergänzende Zueinander von Mann und Frau in geschlechtlicher Komplementarität … ist grundlegend in Genesis 1 und 2 ausformuliert und von Jesus Christus selbst (Mt 19, 4–6; Mk 10, 6–9) als Ehebund bestätigt.” Nicht nur jesus.ch berichtete über den wachsenden Widerstand. Auch SRF interviewte beide Seiten. Bereits im Mail gab es auf SRF eine Debatte, zu der eine Vertreterin der Kontra-Position erst nachträglich eingeladen worden war.
ref.ch zitiert kritische Einwürfe der Befürworter. “Kirchliche Trauung für alle: Ich versuche die zu verstehen, die sie ablehnen. Was ich nicht akzeptiere: Dass man mir die Treue zur Bibel abspricht. Und mir den Kniefall vor dem Zeitgeist unterstellt. So kommen wir nicht weiter!» Und auch Thomas Schaufelberger, Pfarrer und Leiter Kirchenentwicklung der reformierten Kirche Kanton Zürich, findet im sozialen Netzwerk klare Worte: «Dass diese Kollegen – nebst der unhaltbaren inhaltlichen Argumentation – die Diskussion nicht führen wollen, sondern alle mit anderer Meinung verteufeln, führt zu Gesprächsabbruch und zu Kirchenspaltung.»
Sehr interessant ist ein Twitter-Thread. Dort stellt ein Diskussionspartner zu Recht folgende Fragen: “Haben wir aber die Freiheit, die Bibel so zu lesen, wie wir wollen? Die Autoren der Bibel hatten eine Aussageabsicht, die ich möglichst richtig zu erfassen bestrebt. Wie kann man zu sich widersprechenden Ansichten kommen? Wegen fragwürdiger Hermeneutik?” Sehr klar dann die Ablehnung der Klarheit der Schrift: “Ich zähle mich nicht zu denen, die wissen, wie die Bibel verstanden werden will. ”
Die kirchlichen Bekenntnisse wurden schon lange vom Säkularismus geschluckt (siehe mein Artikel). Zur grundsätzlichen Orientierung verweise ich auf den ausgezeichneten Review-Essay von Timothy Keller zu Christentum & Homosexualität aus dem Jahr 2013.