Corona in Perspektive (6): Reduktionistischer Umgang mit dem Leid

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Jede Kultur zeigt einen gelebten Umgang mit Leid. Timothy Keller fasst im Kontrast zur christlichen Weltsicht zusammen:

Anders als der Fatalismus lehrt das Christentum, dass Leid schrecklich ist;
anders als der Buddhismus, dass es real ist;
anders als die Karma-Lehre, dass es oft ungerecht ist;
und anders als der Säkularismus, dass es einen Sinn hat.

Leid ist sinnvoll, und richtig betrachtet kann es uns wie einen Nagel tief in das Liebesherz Gottes hineintreiben und uns mehr innere Stabilität und Kraft geben, als wir uns vorstellen können.

Der Buddhismus sagt: Akzeptiere das Leiden.
Die Karma-Lehre sagt: Zahle es ab.
Der Fatalismus sagt: Trage es wie ein Held.
Der Säkularismus sagt: Meide es oder repariere es.

Aus der christlichen Sicht haben all diese Leidenskulturen ihr Fünkchen Wahrheit. Es stimmt: Der Leidende sollte nicht zu sehr an den Gütern dieser Welt hängen. Und die Bibel sagt, dass das meiste Leid in der Welt daher kommt, dass die Menschen sich von Gott abgewandt haben. Wir sollten in der Tat das Leid tragen und uns nicht von ihm unterkriegen lassen. Und es ist richtig, wenn wir Dinge, die zu Leid führen, nicht einfach passiv hinnehmen, sondern daran arbeiten, sie zu ändern. Die vorsäkularen Kulturen waren angesichts von Umständen und Ungerechtigkeiten, die zu Leid führen und die man ändern kann, oft zu passiv. Aber aus christlicher Sicht sind all diese Leidenslehren zu einfach und reduktionistisch.

Günter Rohrmoser schreibt treffend: “Das Leiden ist der stumme Fels, an dem die Religion der Moderne, die Fortschrittsidee, zerschellt.” Mehr dazu in meiner Vorlesung in Aidlingen (2017) “Vom Umgang mit Leid in unserer Gesellschaft”.