Andacht: Wirtschaftliche Blüte bei geistlicher Schieflage

In diesen Tagen hat mich der Text aus 2. Könige 14,23-29 besonders beschäftigt: Wie war es möglich, dass eine wirtschaftliche Blütezeit und politisch-militärische Stärkeperiode des Zehnstämmereiches gekoppelt sein konnte mit einer beispiellosen geistlichen Schieflage?

Die Antwort darauf entwickle ich aus dem Propheten Amos, der die Hintergründe dazu schildert. Der Gesetzesbruch bewirkte eine groteske soziale Ungerechtigkeit (2,4; 2,6-7; 8,4-6). Der Luxus verleitete die politische Elite zu einem Leben in der Sorglosigkeit und im Saus und Braus (6,1-4). Die Parallele zur Situation im heutigen Europa ist unverkennbar.

Der Ruf des Propheten, Ihn zu suchen und das Gute zu tun (5,4+6+14), wurde schroff abgewiesen. Den Boten Gottes wurde verboten zu weissagen (2,12); Amos selbst wurde brüsk aus dem Land verwiesen (7,9ff). Die Begründung: Das Land würde seine Botschaft nicht ertragen (7,10).

Die Voraussetzung zur Umkehr, das wird ebenfalls deutlich, musste vom Allmächtigen selbst geschaffen werden. Er würde einen Hunger nach seinem Wort senden (8,11). Ich bete dafür, dass unsere Länder statt einer Fortsetzung der Selbstermächtigung und der einhergehenden Selbstüberschätzung von einem solchen Hunger erfasst werden. Wie wünsche ich mir, dass viele Menschen durch den Druck unserer Tage erkennen, wer uns “besucht” hat (Lukas 1,79-80).

Hören Sie die Andacht zu Ostern (25 Minuten) und stimmen Sie in das Gebet ein. Es steht uns besser an als ein Mitsingen im Lied des Pessimismus und der Verstrickung in Verschwörungstheorien.