Gemeindeleben per Livestream? Ich bin dankbar für diese technische Möglichkeit. Trotzdem frage ich mich, welche nachteiligen Gewohnheiten über die Zeit entstehen.
1. Die Distanz fördert den selektiven Kontakt. Die Kirchgemeinde bringt Menschen zusammen, die einander sonst nie begegnet wären.
2. Einsame Menschen trifft es empfindlich; Singles brauchen besonders den Gemeinde- und Familienanschluss.
3. Der Heiligungsprozess findet oftmals in der Begegnung statt. Unsere Geschwister sind – wie wir selbst – sind nicht die begabtesten, sympathischsten und sozialsten Menschen, sondern aus Gnade Errettete; wir «schleifen» einander auf dem Weg zur ewigen Seligkeit.
4. Es fehlt zumindest ein Teil der Ermutigung und Ermahnung. (Beides sind zwei Seiten derselben Münze.) Neue schlechte Gewohnheiten können sich ungehinderter entwickeln.
5. Das Medium «Bildschirm» im häuslichen Umfeld steht symbolisch für Freizeit und Spass.
6. Über den Bildschirm fehlt ein Teil der Emotionen der Direktbegegnung; wir entwickeln dadurch einen Abstand zum Geschehen und sehen uns vermehrt als Zuschauer.
7. Wir können jederzeit ein- und ausschalten. Dadurch verstärkt sich tendenziell die Konsumentenmentalität.
8. Die räumliche Nähe zum Alltag kann dazu führen, dass wir gedanklich keinen Abstand bekommen. (Das ist allerdings auch eine Gefahr vor Ort, besonders wenn das Smartphone dabei ist.)
9. Ich vermisse das Singen in der Kirchgemeinde; ich bin eher gehemmt, zu Hause mit voller Kehle vor dem Bildschirm zu singen.
10. Ebenso vermisse ich das gemeinsame Gebet und das Abendmahl.