Kolumne: Grossfamilien-Leben während der Pandemie

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Vor einigen Wochen habe ich mehrere Beiträge in den sozialen Medien im Post “Fernunterricht und Familie zu Hause” zusammengefasst.

Nach sechs Wochen Lockdown habe ich in den letzten Tage Resümee gezogen. Hier geballt meine Einträge:

10 Hinweise zur Deeskalation eines Konflikts

Einzelne Medien (infosperberbluewinNZZ), haben die häusliche Gewalt thematisiert. Hier sind einige Ideen im Sinne der Prävention:

  1. Gehen Sie davon aus, dass die Nervenpolster dünn werden; bereiten Sie sich mit einem Konfliktplan darauf vor!
  2. Führen Sie einen rhythmisierten Tagesablauf. Das heisst keinesfalls einen Minutenplan, jedoch einige unverrückbare Stützen.
  3. Verschieben Sie den Tages-/Nachtrhythmus nicht zu stark. Wenn die Junioren spät ins Bett gehen, dann ziehen Sie den Tagesstart mit Licht, Musik etc. entsprechend vor.
  4. Weisen Sie jeder Person im Haushalt bestimmte Aufgaben zu. Lassen Sie sich nicht erpressen: Erst wenn die Aufgaben gemacht sind, gibt es die nächste Aktivität.
  5. Besprechen Sie täglich zentrale Vorfälle/Konflikte. Jeder – auch die scheinbar Unbeteiligten – soll ein Statement abgeben.
  6. Wenn sich bestimmte Muster (erneut) anbahnen, nehmen Sie die Führung wahr und holen das entsprechende Kind sofort zum Einzelgespräch.
  7. Achten Sie besonders in diesen Tagen auf die Ernährung. Zu viele Kohlenhydrate und Fette heizen die Stimmung auf und verlangsamen die Beweglichkeit.
  8. Führen Sie regelmässig Kraft- und Dehnungsübungen durch. Wer viel sitzt, verkrampft sich schnell und belastet falsch.
  9. Denken Sie an andere Menschen; es ist ätzend nur an sich selbst zu denken. Rufen Sie einer betagten Person an; führen sie auch als Familie Konferenzcalls mit Menschen, die in einer ganz anderen Lage stecken.
  10. Vollbringen Sie kreative Anstrengungen: Dichten, schreiben, Theater spielen, basteln, flicken, nähen, stricken.

Zwei neue Jobs in Zeiten der Pandemie

Ich durfte während den Wochen der Pandemie gerade zwei neue Jobs antreten. Man stelle sich vor: Kennenlerngespräche über FaceTime und Teams; Zusendung und Studium von Konzepten und Präsentationen; Erstellung von Grobkonzepten; Durchführung von Interviews – alles online. Meine Erkenntnisse:

1. Die Konzentration auf Ton und/oder Bild verbesserte in vielen Fällen die Konzentration.
2. Verschiedene Gesprächspartner kamen richtig ins Erzählen.
3. In 30 Minuten kann man viel erreichen.
4. Was ich vorher schon vermutet hatte: Es braucht verschiedene Gefässe – vornehmlich Sitzungen mit dem inoffiziellen Ziel der Selbstprofilierung – nicht (mehr).
5. Nach wie vor gilt: Es braucht einen geeigneten Mix mit Präsenzveranstaltungen.
Mein Fazit: Mit Selbstdisziplin, konsequenter Planung und Dokumentation geht das hervorragend.

Grossfamilien-Leben in Pandemiezeiten

Ich gebe zu, ohne Grossfamilie und geräumigen Garten wären die letzten Wochen langweilig(er) gewesen.
1. Nein, es gab keine Hamsterkäufe, wir haben auch in Nicht-Corona-Zeiten sämtliche Grundnahrungsmittel in 5-, 10- und 25-kg Säcken gelagert.
2. Unsere Hühner beliefern uns täglich mit frischen Eiern. Ein Fuchspaar mit Jungen hält uns mächtig auf Trab. Viermal haben sie bei diesem Wetter in unserer Anwesenheit angegriffen.
3. Unsere Obstbäume und Beeren müssen täglich gegossen werden. Wir nehmen uns dafür Zeit und nehmen die Giesskanne. Ich freue mich schon auf die Heidelbeeren.
4. Ich bin der schlechteste Koch der Familie. Meine Jungs kochen, backen Brot und Zopf, fabrizieren Kuchen.
5. Sie hören sich hochgerechnet über Tage Hörbücher an und lesen parallel das entsprechende Buch; jeder hat ein Lesegerät und Kopfhörer. Es gibt tonnenweise gutes Material, gerade in englischer Sprache.
6. Ich habe im Wohnzimmer Live-Vorlesungen gegeben.
7. Wir haben uns einen Plan aufgestellt, wen wir online kontaktieren. Gerade skypt mein Jüngster mit seiner Ersatzoma, 77.
8. Ja, und zweimal haben wir uns etwa einen halben Tag Zeit genommen, um Konflikte zu besprechen. Ich war als Gesprächsleiter fix und fertig.

5 Einsichten nach 6 Wochen Homeoffice

1. Als Mann (schmunzel) kann ich mich nur einer Tätigkeit aufs Mal widmen. // Internet ausschalten und an einem Dokument 90 Minuten konzentriert arbeiten.
2. Die Kontakte lassen sich ausgezeichnet planen. // Keine unvorbereitete Besprechung, sondern Notizen und Fragen im Voraus. Von einem erfahrenen Geschäftsführer habe ich übernommen: Nach einem Gespräch weiss er, wie es dem Gegenüber beruflich und privat ergeht.
3. Das lange Sitzen tut nicht gut, auch zu Hause nicht. // Nach spätestens 90 Minuten aufstehen und an die frische Luft gehen und einige Kraft- und/oder Dehnübungen absolvieren.
4. Meine fünf Jungs sind ebenfalls auf dem Gelände. // Es braucht tägliche Absprachen und die Bündelung von Anfragen; ich kann und will nicht ständig unterbrochen werden.
5. Man kann schnell in die Küche naschen gehen. // Ich achte nochmals strikter auf meine Ernährung. Dazu gehört: Womit füllen wir unseren Kühlschrank?