Meine Frau pflegt mit Ausdauer und Hingabe unseren grossen Garten. Ihre Hauptassistenten sind meine beiden jüngsten Söhnen, beide auch angefressen. Was kann ich von ihrer Herangehensweise lernen?
- Es beginnt mit der Hin-Gabe. Ich gebe mich hinein; solange ich innerlich distanziert bin, neige ich dazu mit dem Aussenblick mir einzureden, was warum nicht funktionieren kann.
- Es geht weiter mit Ausdauer. Einen Garten zu pflegen ist eine Daueraufgabe. Meine Frau spürt den Impuls im Winter das Holz zurückzuschneiden ebenso wie nach einem regnerischen Tag die Unkräuter zu zupfen. Das ergibt das nächste:
- Richtiges Timing. Weil sie die Dinge zur richtigen Zeit anpackt, optimiert sie für die einzelnen Vorgänge ihren Zeitbedarf.
- Ich halte nicht viel von übermässig geputzten Garten, die den perfektionistischen Anspruch ihrer Besitzer spiegeln. Meine Frau weiss stets, was warten kann. (Sonst hätte sie kaum fünf Buben aufziehen können.)
- Sie kennt ihre Grenzen. Sie steigt mir auf keinen Baum und schon gar nicht auf den brüchigen alten Kirschbaum. Für das Beschneiden der Bäume haben wir eine Regelung mit dem Vermieter getroffen.
- Ebenso setzt sich sie für einzelne Tage und Wochen einen bestimmten Fokus. Nicht alles zur gleichen Zeit; vor zwei Tagen zimmerte sie ein Tomaten-gerechtes Treibhaus.
- Sie zahlt bewusst Lehrgeld. Nicht alles spriesst gleichermassen gut; zudem ist jedes Jahr anders. Für manche Vorhaben braucht(e) es 5-7 Jahre Anlaufzeit.
- Auf Spaziergängen praktiziert sie das, was ich «mit den Augen stehlen» umschreibe. Sie guckt sich andere Gärten an und generiert dadurch neue Ideen.
- Die Pläne scheinen nie zu versiegen. In glühenden Farben schildert sie mir in regelmässigen Abständen kleinere und grössere Vorhaben zur Veränderung.
- Sie kommt zur Ruhe. Immer häufiger setzen wir uns auf das «Feierabendbänkchen» und betrachten das, was getan und was noch nicht bewerkstelligt wurde.