Mit meiner Familie habe ich diese Abschnitte aus Francis Schaeffers’ Buch “Geistliches Leben” (PDF in englischer Sprache) überdacht:
»Du sollst nicht begehren« ist das innere Gebot, das dem, der sich für moralisch einwandfrei hält, zeigt, daß er einen Heiland braucht. Der durchschnittliche »moralische« Mensch, der sich ein Leben lang mit anderen verglichen und sein Verhalten an einer verhältnismäßig einfachen Liste von Regeln gemessen hat (selbst wenn sie ihm einige Anstrengung gekostet und manche Schmerzen bereitet hat), kann wie Paulus der Meinung sein, eigentlich sei sein Leben doch ganz in Ordnung. Aber wenn er dann mit dem inneren Gebot, nicht zu begehren, konfrontiert wird, wird er plötzlich auf die Knie gezwungen. Genau dasselbe gilt auch für uns, wenn wir schon Christen sind. Ich kann von Menschen aufgestellte Regeln akzeptieren und sie auch anscheinend halten, aber das braucht noch nicht zu bedeuten, daß ich mich in meinem Herzen vor Gott gebeugt habe. Wenn ich jedoch zum inneren Aspekt der Zehn Gebote, zum inneren Aspekt des Liebesgebotes komme und auch nur mit halbem Ohr darauf höre, was mir der Heilige Geist sagen will, kann ich nicht mehr stolz sein. Dann werde ich auf meine Knie gezwungen. In diesem Leben kann ich niemals sagen: »Ich bin am Ziel angelangt; es ist vollbracht; seht mich an — ich bin heilig.« (14)
… Ist jeder Wunsch schon Begehrlichkeit und daher sündig? Die Bibel macht unmißverständlich klar, daß es nicht so ist. Wann wird der berechtigte Wunsch zur Begehrlichkeit? Ich meine, darauf gibt es eine einfache Antwort: Der Wunsch wird zur Sünde, wenn er die Liebe zu Gott und zum Menschen ausklammert. Außerdem gibt es, so meine ich, zwei praktische Prüfsteine, die uns zeigen, ob wir uns der Begehrlichkeit Gott oder dem Menschen gegenüber schuldig machen. Erstens soll ich Gott so sehr lieben, daß ich mich mit dem, was ich habe, zufriedengeben kann; zweitens soll ich die Menschen so sehr lieben, daß ich sie nicht beneide. (15)
… Zunächst in unserem Verhältnis zu Gott: Ich soll Gott genug lieben, um mich zufriedenzugeben, denn sonst reizen mich selbst meine natürlichen und berechtigten Wünsche zur Auflehnung gegen Gott. Gott hat uns mit bestimmten Wünschen, Hoffnungen und Sehnsüchten geschaffen, aber wenn ich mich nicht auch einmal mit dem bescheiden kann, was ich habe, stehe ich im Aufstand gegen Gott, und gerade diese Rebellion ist ja zentral mit »Sünde« gemeint. Wenn mir die rechte Zufriedenheit fehlt, habe ich entweder vergessen, daß Gott Gott ist, oder ich unterwerfe mich nicht mehr seinem Willen. Wie sehr wir Gott lieben, können wir daran ablesen, ob wir innerlich ruhig sein und Gott in jedem Augenblick danken können… (15) Die Auflehnung des Menschen gegen Gott begann — und beginnt mit der Undankbarkeit. Die Menschen hatten keine dankbaren Herzen, sahen sich nicht als Geschöpfe dem Schöpfer gegenüber, vor dem sich nicht nur die Knie, sondern auch die widerspenstigen Herzen beugen müssen. Die Auflehnung ist die bewußte Weigerung, als Geschöpfe vor dem Schöpfer zu stehen, dem wir Dank schulden. (17)
… Wenn wir uns nicht mehr bescheiden, wenn wir nicht mehr danken können, dann lieben wir Gott nicht wie wir ihn lieben sollten, und unsere legitimen Wünsche sind zur Begehrlichkeit Gott gegenüber geworden. Das wahre geistliche Leben verlieren wir zuerst in diesem inneren Bereich. Äußere Dinge sind stets nur die Folge davon. (18)