Vorwort: Von Prinzessinen, Prinzen und ihren Untertanen

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Beat Tanner hat ein kurzes, deftiges Buch geschrieben. Es geht um die – auch von säkularen Therapeuten beschriebene – Machtumkehr zwischen Eltern und Kindern. Allerdings bleibt der Glaube nicht bei der Analyse stehen! Ich durfte das Vorwort für dieses unzeitgemäss-notwendige Buch beisteuern.

«Kannst du mir noch schnell…» Atemlos sitzt der Manager, die obligaten 10 Minuten zu spät, mir gegenüber. Die Lebensmaschine lief bisher mühelos. Nun ja, wenn man nicht weiter als die letzten paar Jahre zurückblendet. Da hatte es schon mal eine dunkle Zeit gegeben. Scheidung, der Sohn sitzen geblieben, das frisch gebaute Einfamilienhaus verkauft. Irgendwann lag die ganze Sache dann weit genug zurück. Beruflich ging es schrittweise vorwärts. Bis vor einem Jahr der Wechsel kam. «Sie werden das schaffen.» Sein Vorgesetzter baute auf seine langjährige Führungserfahrung. Dass ein Jahr nach dem Wechsel noch immer keine Ruhe in die Abteilung eingekehrt ist, nagt an meinem Gesprächspartner. Alte Bilder kommen hoch.

Ich gehe davon aus, dass manche Menschen dieses Buch in einer ähnlichen Haltung zur Hand nehmen werden wie dieser Manager. «Kannst du mir noch schnell…» … ein paar Tipps geben, damit mich meine Frau oder meine Kinder nicht mehr stören? Möglichst mit Erfolgsgarantie, bitte! Als Personalentwickler verwenden wir das geflügelte Wort «wasche mich, aber mach’ mich nicht nass». Das könnte heissen: «Bestätige mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin.»

Szenenwechsel. Ich sitze im Zugabteil, die Kopfhaut ist steinhart vom anspruchsvollen Tag. Es erwartet mich ein anstrengender Abend. Meine Frau hatte mir angekündigt, dass eine Aussprache mit einem meiner Junioren bevorstehe. Die letzte Nacht war ich wach gelegen, die Nervenvorräte demnach gering. Im Nebenabteil schreit ein Kleinkind: «Nein!» Sie wirft sich auf den Boden. Die Mutter ist beschämt und macht Zugeständnisse, um die Tochter zum Schweigen zu bringen. Kleine Kinder, kleine Probleme; grosse Kinder, grosse Probleme. Das hatte mir vor langer Zeit eine «erfahrene» Mutter und Grossmutter angekündigt.

Bei Beat Tanner gehen seit Jahren Menschen jeden Alters und mit den vielfältigen Sorgen, die ein Westeuropäer mit sich trägt, in seiner Beratungspraxis ein und aus. Sie wollen Tipps, damit ihre Beschwerden verschwinden. Sie schildern ihre Ausgangslage und pochen auf schnelle Beseitigung der Störfaktoren. Der erfahrene Therapeut hört ihnen ausserordentlich aufmerksam zu. Aber er gibt ihnen keine schnelle «Tropfen» zur Erleichterung. Er beginn behutsam Fragen zu stellen, die weit unter die Oberfläche des Alltags zielen. Die Bibel nennt die Schaltzentrale des menschlichen Seins «Herz». In diesen Steuerraum will Beat Tanner vordringen.

Viele zeitgenössische Ratgeber fokussieren auf das Verhalten. Sie entwickeln, didaktisch geschickt und grafisch einleuchtend aufgemacht, die fünf Schritte zur besseren Partnerschaft, zum raffinierten Umgang mit dem Vorgesetzten und zum Erfolg in der Kindererziehung. Tanner meint: «Der entscheidende Schritt in der Kindererziehung ist die Heiligung der Eltern.» Keine cleveren Manipulations-Tipps, keine neuen Formulierungen, keine Schein-Entlastung durch den Slogan «Du bist selbst zu kurz gekommen».

Blicke zuerst dorthin, wo deine Entscheidungen herkommen. So mahnt uns König Salomo (Sprüche 4,23). Es geht um Motivationen, um die Richtung unserer Gedanken, Vorstellungen und Wünsche. Der Blick in den Spiegel ist schmerzhaft. Scheuen Sie sich nicht davor! Sie brauchen die aufkommende Beschämung nicht zu verdecken. Es gibt jemanden, der Sie zudecken wird. Sind Sie bereit für einen schmerzhaften Check-up? Ohne richtige Diagnose auch keine (Er-)Lösung! Schreiten Sie mutig vorwärts und «pflügen» Sie durch dieses Buch.