Zitat der Woche: Da begann eine traurige Zeit für das Haus

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Gotthelf schildert in “Geld und Geist” den Beginn einer Entfremdung in einer Ehe:

Als Christen betete: »Vergib mir meine Schulden, wie ich auch vergebe meinen Schuldnern«, da dachte sie, ob er wohl an die Schuld denke, welche er heute gegen sie gemacht. Als er gebetet, erwartete sie seine Rede; als er aber schwieg, als er sich zum Schlafen legte, ohne Wunsch und ohne Segen, da sagte sie zu sich selbst: So, ist das so gemeint; jetzt ists fertig! Kann der seine Sünden nicht mehr bekennen, so bin ich ein armer Tropf; aber so ganz unterntun lasse ich mich nicht. Änneli dachte wunderbarerweise gar nicht daran, daß es heiße von Sünden vergeben, sondern hatte nur Bekennen im Kopf und daß dieses Bekennen Christen zukäme, und weil er es nicht tat, so sah sie darin eine neue Schuld, eine Schuld, die sie gar nicht verzeihen konnte, und als Wunsch und Segen noch ausblieben, da war es ihr, als sei zwischen ihr und Christen ein weiter und tiefer Graben, über den keines Menschen Fuß kommen könne, zu keinen Zeiten mehr. Manchmal war es ihr, als müßte sie reden, als sei alles gefehlt, wenn sie einmal in Groll und Ärgernis niedergegangen und die Sonne darüber aufsteigen ließen; aber solche Regungen wurden immer wieder unterdrückt durch den trotzigen Mut, daß sie einmal zeigen müsse, sie nehme nicht alles an, wolle nicht alles ausbaden, was Andere angerichtet, lasse nicht mit sich umgehen, als ob sie ein Waschlumpen wäre oder als wäre sie mit leeren Händen gekommen.

Selbe Nacht kam kein Schlaf in ihre Augen, aber auch keine Reue in ihr Herz. Als kaum der Morgen graute, stund sie auf, nur um Christen nicht etwa »Guten Tag gebe dir Gott« wünschen oder ihm auf seinen Wunsch danken zu müssen. Und das war wiederum der erste Tag, den sie ohne Wunsch und Segen begannen. Änneli aber hatte erwartet, Christen werde fragen, warum sie nicht bete, dann wolle sie ihm so recht auspacken. Als nun Christen nicht fragte, nichts sagte, da dachte sie bei sich selbst: He nun so dann, wenn du es so haben willst, so habe es, aber daß du so ein Wüster wärest und daß du mich so wenig lieb hättest, das hätte ich nicht geglaubt, und nicht viel fehlte, es wäre ein heftiges Weinen über sie gekommen, so voll ward ihr auf einmal das Herz. Aber Zorn ward Meister und trieb, was im Herzen war, als heiße Dämpfe in den Kopf hinauf. So begannen Beide erbittert die Nacht, standen am folgenden Morgen wortlos auf, und eine traurige Zeit begann für das Haus.