Zitat der Woche: Wer beichtet, opfert Stolz, wer vergibt, seinen Groll

Passendes Buch:

Hier klicken

Roger Scruton in der deutschen Übersetzung “Von der Idee, konservativ zu sein” über die vom christlichen Erbe herrührende Vorstellung von Bekenntnis und Vergebung (S. 42):

Diese Zivilisation hat ihre Wurzein Im Christentum, und indem ich die Welt aus christlicher Sicht betrachtete, wurde ich in den Stand versetzt, die gewaltigen Veränderungen zu akzeptieren, die sie erschüttert hatten. Akzeptanz kommt von Opfern: Das ist die Botschaft vieler bedeutender Werke unserer Kultur. Und in der christlichen Tradition sind die wichtigsten Schritte des Opferns die Beichte und die Vergebung. Wer beichtet, opfert seinen Stolz, während die, die vergeben, ihren Groll opfern und etwas aufgeben, was ihrem Herzen teuer war. Die Beichte und das Vergeben sind jene Eigenschaften, die unsere Zivilisation möglich gemacht haben. Vergebung kann nur unter bestimmten Bedingungen angeboten werden, und es ist die Kultur der Vergebung, die diese Bedingungen in der Seele des Einzelnen verankert. Man kann nur dann jenen vergeben, die einen verletzt haben, wenn diese ihren Fehler eingestehen. Diese Anerkennung ist nicht erreicht, wenn er sagt: »Ja, es stimmt, das habe ich getan.« Es bedarf der Reue und der Sühne. Durch diesen Akt der Selbsterniedrigung geht der Sündige auf sein Opfer zu und stellt jene moralische Gleichheit her, die Vergebung erst möglich macht. In der jüdisch-christlichen Tradition ist dieser Vorgang wohl bekannt. Er ist enthalten in den Sakramenten der römisch-katholischen Kirche ebenso wie in den Ritualen und der Liturgie des Jom Kippur. Von diesen religiösen Quellen haben wir die Kultur geerbt, die uns befähigt, unsere Fehler zuzugeben, unsere Opfer zu entschädigen und in all jenen Angelegenheiten Verantwortung zu übernehmen, in denen unser frei gewähltes Verhalten die, die sich zu Recht auf uns verlassen haben, geschädigt hat.
Verantwortlichkeit in öffentlichen Ämtern ist eine der Manifestationen dieses kulturellen Erbes, und wir sollten nicht erstaunt sein, wenn sie als Erste verschwindet, wenn Utopisten und Planer die Macht übernehmen.