Zitat der Woche: Wenn der Pädagoge in seinen eigenen Erfahrungen hängenbleibt

Der deutsche Pädagoge Winfried Böhm (* 1937) “dekonstruiert” indirekt das postmoderne Ansinnen aus der Gegenwart bzw. vom einzelnen Akteur aus wirksam ein Feld weiter entwickeln zu können.

Schon das Wort Konzeption verweist auf die Grundüberzeugung der Geschichtstheorie, wonach geschichtliche Tatsachen überhaupt nur festgestellt und eingesammelt werden können, wenn man über ein konzeptuelles Wissen verfügt. Was man in Bezug auf die Geschichte der Pädagogik als wesentlich und daher berichtenswert und was man als unwesentlich und daher als vernachlässigenswert betrachtet, hängt entscheidend von dem Begriff von Pädagogik ab, den man seinem historiographischen Bemühen zugrunde legt. (in: Geschichte der Pädagogik, S. 7)

Warum untersucht man alte Konzepte/Ideen zur Bildung und Pädagogik?

Besonders peinlich gestaltet sich diese Situation dort, wo eine geschichtslos gewordene Erziehungswissenschaft das früher erreichte Niveau des Denkens und Argumentierens unterschreitet und emsig um Problemformulierungen und Problemlösungen ringt, die in der Scheune des historischen Wissens längst bereitliegen und auf Abruf warten. Ohne Geschichte fängt jede Generation wieder von vorne an und könnte meinen, die Erziehungswissenschaft oder sogar die Erziehung neu erfinden zu müssen.

… Viel schwerer mag es noch wiegen, wenn den praktisch Erziehenden und Lehrenden die historische Tiefendimension ihres Handelns verschlossen bleibt und sie sich möglicherweise der Zufälligkeit und Beschränktheit ihrer eigenen Erfahrungen – wobei sich diese häufig nur auf schicksalhafte Erlebnisse und passiv erlittene Widerfahrnisse reduzieren und oft gar keine aktiv gemachten Erfahrungen einschliessen – ausgeliefert sehen oder sie sich hilflos an didaktisch-methodische Rezeptanweisungen klammern. (ebd. S. 8f)

VD: KS