Andreas Münch hat einen lohnenden Artikel über Calvin als Seelsorger verfasst.
Calvin ist weithin als Dogmatiker bekannt, was insbesondere seinem Hauptwerk, der Institutio, zu verdanken ist. Wenn man an den Menschen Calvin denkt, kommt einmal nicht als erster der Begriff der Seelsorge in den Sinn, obwohl Calvin als Genfer Pfarrer natürlich seelsorgerlich tätig war. Aus naheliegenden Gründen liegen uns heute keine Gesprächsprotokolle vor, wie sie zeitgenössische Seelsorger anfertigen, anhand derer wir Calvin als Seelsorger kennenlernen könnten. Dennoch besitzen wir heute eine ergiebige Quelle, um Calvin als Menschen und Seelsorger besser kennenzulernen, nämlich sein umfassendes Briefwerk.
An dieser Stelle weise ich gerne auf meine Einführung zu Calvin hin.
Was erwartet den Leser? Im ersten Teil werfe ich einen Blick auf die Biografie Calvins. Es geht um seine Treue in Leid und Widerstand. Jedes Mal, wenn ich ein Vorbild im Glauben nicht aus der Distanz, sondern aus der Nähe betrachte, fällt das Urteil ähnlich aus: Er musste durch viel Leid in Gottes Reich eingehen (vgl. Apostelgeschichte 14,23). Diese Rundschau ist durchzogen von Ausschnitten aus Briefen des Reformators. Sie enthüllen einen überraschend feinfühligen Charakter.
Der zweite Teil soll beispielhaft einige Berührungspunkte mit dem weit verzweigten Werk des Reformators schaffen. Es sind nicht die bekanntesten Abschnitte aus seinem Werk, sondern beleuchten absichtlich unterschiedliche Aspekte seines Wirkens in Kirche und Gesellschaft. Ich hoffe, dass sich der Leser dadurch den Weg zum Original weisen lässt.