Erschüttert habe ich mir das Hörbuch von “Farm der Tiere” angehört. Hier geht es zu einer respektablen Zusammenfassung sowie zu einer Rezension. Es ist so real, dass ich die Erzählung regelmässig unterbrechen musste. Es gibt mehrere Neuübersetzungen, u. a. vom Kultübersetzer Ulrich Blumenbach (“Er übersetzt das Unübersetzbare”).
Die Mechanismen des Staatstotalitarismus werden erschreckend real aufgezeigt. Ähnlich wie die Person Marks in der Perelandra-Trilogie sowie dem unglücklichen Gespann Affe/Esel in “Der letzte Kampf” habe ich besonders mit der Figur des Pferdes Boxer mitgelitten
Boxer war ein Mordstier, beinahe achtzehn Hand hoch und so stark wie zwei gewöhnliche Pferde zusammen. Eine Blesse auf der Nase verlieh ihm ein etwas dümmliches Aussehen, und er war auch wirklich keine große Leuchte, wurde aber wegen seiner Charakterfestigkeit und ungeheuren Arbeitskraft allgemein geachtet. … (Ihm und seinem Kumpanen) fiel das selbständige Denken schwer, doch da sie nun einmal die Schweine als Lehrer akzeptiert hatten, nahmen sie alles auf, was man ihnen erzählte und gaben es mit einfachen Argumenten an die anderen Tiere weiter. …
Boxer wurde von allen bewundert. Er war schon zu Jones’ Zeiten ein Schwerarbeiter gewesen, doch jetzt glich er mehr drei Pferden als einem; es gab Tage, da schien die gesamte Farmarbeit auf seinen mächtigen Schultern zu lasten. Von früh bis spät schob und zog er immer dort, wo die Arbeit am schwersten war. …
(Im Aufstand gegen Farmer Jones gelang ihm der entscheidende Schlag. Den markantesten Einsatz) bot Boxer, der sich auf seinen Hinterläufen aufbäumte und mit seinen mächtigen, eisenbeschlagenen Hufen wie ein Hengst ausschlug. Schon sein erster Tritt traf einen Stallburschen von Fuchswald am Schädel und streckte ihn leblos in den Schlamm. … »Er ist tot«, sagte Boxer kummervoll. »Das habe ich nicht gewollt. Ich hatte ganz vergessen, daß ich ja Hufeisen trage. Wer wird mir glauben, daß ich das nicht absichtlich getan habe?« … »Ich mag niemandem das Leben nehmen, nicht einmal einem Menschen«, wiederholte Boxer. …
(Die Arbeit laugte ihn aus, und er wurde älter.) Er sah vor sich die harte Arbeit, die Windmühle von den Fundamenten an wiederaufzubauen, und im Geist rüstete er sich bereits für die Aufgabe. Doch er spürte zum erstenmal, daß er elf Jahre alt war und daß seine mächtigen Muskeln vielleicht doch nicht mehr ganz so waren wie früher. … Nachdem sein Huf verheilt war, arbeitete Boxer härter als je zuvor. Freilich arbeiteten in diesem Jahr alle Tiere wie Sklaven. …
(Es kam der Moment, an dem es nicht mehr ging.) »Ich will und werde noch härter arbeiten«; die Stimme aber versagte ihm. Erneut redeten ihm Kleeblatt und Benjamin ins Gewissen, er solle auf seine Gesundheit achtgeben, aber Boxer hörte nicht hin. Sein zwölfter Geburtstag rückte näher. Es kümmerte ihn nicht, was passierte, solange nur ein tüchtiger Steinvorrat angesammelt war, bevor er in den Ruhestand trat.
… Da lag Boxer zwischen den Deichseln des Karrens, mit ausgestrecktem Hals, unfähig, auch nur den Kopf zu heben. Seine Augen waren glasig, seine Flanken schweißüberströmt. Ein dünnes Blutrinnsal war ihm aus dem Maul gesickert. Kleeblatt sank neben ihm auf die Knie. »Boxer!« rief sie, »was fehlt dir?« »Es ist meine Lunge«, sagte Boxer mit schwacher Stimme. »Aber das tut nichts. Ich denke, ihr werdet es auch ohne mich schaffen, die Windmühle zu vollenden.