Malcolm Muggeridge (1903-1990) habe ich in all diesen Jahren erst einmal auf meinem Blog erwähnt. Ich habe immer wieder kleinere Stücke aus seinem Werk gelesen. Er wuchs als Kind eines überzeugten Sozialisten in Südlondon auf. Im ersten Band seiner Autobiographie (Chronicles of Wüstet Time; vom Regent College nach seinem Tod 1990 neu aufgelegt) beschreibt er diese Jugend ausführlich. Kürzlich habe ich das Werk sogar auf dem Netz (archive.org) entdeckt!
Sein Biograph Ian Hunter schreibt im exzellenten Vorwort zur Autobiographie:
Sein Gespür zeigte sich in den Wintermonaten 1932-33, als er als Aushilfskorrespondent für den Manchester Guardian in Moskau arbeitete. Er tat etwas Gewagtes: Er ließ sich von seinem russischen Dolmetscher ein Eisenbahnticket in die Ukraine und den Nordkaukasus kaufen. Was Muggeridge auf dieser ausgedehnten Bahnfahrt sah, hat er nie vergessen; Jahre später schrieb er, dass es “als eine albtraumhafte Erinnerung in meinem Kopf blieb”. Und er tat sein Bestes, um sicherzustellen, dass die Welt es nicht vergaß.
Er sah, wie die reichsten Weizenfelder Europas in eine Wildnis verwandelt wurden. Er sah eine Hungersnot – “geplant und absichtlich; nicht aufgrund einer natürlichen Naturkatastrophe wie Regenausfall oder Wirbelsturm oder Überschwemmung. Eine administrative
Hungersnot, hervorgerufen durch die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft … verlassene Dörfer, das Fehlen von Vieh, vernachlässigte Felder: Überall hungernde, verängstigte Menschen.’In einer deutschen Siedlung, einer kleinen Oase des Wohlstandes in der kollektivierten Wildnis, sah er Bauern, die im Schnee knieten, weinten und um Brot baten. In sein Tagebuch schrieb er: “Was auch immer ich sonst ich in der Zukunft tun oder denken werde, ich darf nie so tun, als hätte ich das nicht gesehen. Ideen werden kommen und gehen; aber dies ist mehr als eine Idee. Es sind Bauern, die im Schnee niederknien und um Brot bitten. Etwas das ich gesehen und verstanden habe.’
Welchen Widerstand und welche öffentliche Schande ihm für diese Enthüllung entgegenschlug! Für seine persönliche Lebensreise bedeutete es einen deutlichen Schritt Richtung Theismus. Jahrzehnte später konvertierte er zum Katholizismus. Sein Buch “Jesus Rediscovered” (online; dt. “Jesus, der Mann, der lebt”) schrieb er, um…
um einer tiefen Unzufriedenheit mit den vorherrschenden Werten und Annahmen des 20. Jahrhunderts Ausdruck zu verleihen, und dem Gefühl, dass es eine Alternative gibt – eine Alternative, die vor zweitausend Jahren am See Genezareth und auf dem Hügel namens Golgatha vorgeschlagen wurde.