(Mitschrift der Podiumsdiskussion mit Ron Kubsch, Christian Wegert & Matthias Lohmann; Link zum Livestream)
Heiligkeit Gottes in Vergessenheit geraten
(Ron) Die Heiligkeit Gottes ist ziemlich in Vergessenheit geraten. Wir sprechen viel über die Liebe Gottes. Unsere Herzen sind Götzenfabriken; wir malen uns gerne einen Gott an den Himmel, der unseren Vorstellungen entspricht. Dem echten Gott begegnen wir nur in Seiner Offenbarung. Deshalb brauchen wir Sein Wort.
(Christian) Die Darstellung des Kontrasts zwischen Sinai und Zion hat mich stark beeindruckt. Die auf dem Sinai offenbarte Heiligkeit löste unter Gottes Volk ein grosses Zittern aus. Gott ist so heilig, wie wir es uns gar nicht vorstellen können. Christus ist der einzige Mittler. Erst dann macht das Evangelium richtig Sinn.
(Matthias) Die Heiligkeit ist DIE Wesenseigenschaft Gottes schlechthin. Kein anderes Wesensmerkmal wird so oft erwähnt. Er ist heilig, heilig, heilig. Nirgends steht: Er ist Liebe, Liebe, Liebe.
(Christian/Matthias) Dieser Gedanken hat Konsequenzen für mich als Sünder. Wenn wir das falsch verstehen, fallen viele andere Lehren dahin. Es ist quasi der erste Dominostein.
Der Auftrag zur Heiligung
(Ron) Es gibt Christen, die Heiligung mit Gesetzlichkeit verwechseln. Wo tendieren wir zu einem ungesunden Heiligungsverständnis?
(Christian) Wir müssen klar zwischen Rechtfertigung und Heiligung unterscheiden. Die Schrift sagt klar: Wir sind aus Gnade durch den Glauben gerettet, nicht durch Werke. Das ist unumstösslich. Wenn jemand seine Unzulänglichkeit als Christ vor Gott sieht, meint er oft, er müsse wieder etwas tun um gerecht zu sein. In der Heiligung zu wachsen geschieht nicht deshalb um eine Heilsgunst zu erlangen, sondern als das Ergebnis gnädigen Handelns Gottes an uns. Der Antrieb ist das veränderte Herz – Gesetzlichkeit zielt hingegen auf Äusserlichkeit ab.
(Ron) Die Tugend des Ausharrens: Was heisst das für einen Pastor?
(Christian) Ausharren heisst unter der Last zu bleiben und nicht zu weichen. Für mich bedeutet das in Drucksituationen mich an das Evangelium zu erinnern. Ich reagiere nicht mit Ungeduld, Zorn oder Flucht.
Der Wegweiser zur Heiligung
(Ron) Wiederholung ist die Mutter allen Lernens. Petrus schien das gut zu finden. Ist eine Erinnerungskultur in der Gemeinde wichtig?
(Matthias) Wir brauchen beständige Erinnerung. Da sind immer wieder neue Leute da und in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen. Es wird aber dann langweilig, wenn ich selbst nicht mehr von den Wahrheiten ergriffen bin.
(Christian) Wir müssen als Pastoren nichts Neues erfinden. Das nimmt Last von den Schultern. Der Lehrdienst ist Erinnerungsdienst.
(Ron) Wir folgen nicht erdichteten Mythen, sondern historisch überlieferten Fakten. Es ist tatsächliches Geschehen. Die Bibel sei ein Zeugnis der Offenbarung – was ist das Problem an dieser Behauptung?
(Matthias) Wenn da wirklich nur Menschen reden, hat es keine Bedeutung. Warum soll ich einer Geschichte glauben, die sich jemand ausgedacht hat? Es ist wahr und ich baue mein Leben darauf. Die christliche Moral ist zwar hilfreich und gut, aber reicht niemals aus. Liberale Theologen lehren nicht nur schlecht, sie leben oft auch schlecht.
(Ron) Reicht es das Wort zu haben?
(Matthias) Erlebnisse waren oft gar nicht so hilfreich. Wir streben nach Gotteserfahrungen. Er gibt sie manchmal. Aber wir brauchen einen Raster, anhand dessen wir diese Erfahrungen interpretieren können. Wir brauchen nichts anderes als Gottes Wort, und nichts anderes ist unfehlbar.
Warum eine Konferenz zur Heiligkeit Gottes?
(Christian) Die Heiligkeit Gottes soll neu ins Bewusstsein kommen. Wir können durch Gesetzlichkeit (falsch verstandene Heiligung) oder Laisser-faire (billige Nachfolge) vom Pferd fallen.
(Matthias) Heiligung bedeutet Hineinwachsen. Viele verstehen dies als etwas Schweres und Freudloses. Richtig verstanden ist es etwas Gutes und Erstrebenswertes! Es besteht in reformierten Kreisen das Bedürfnis viel zu wissen. Wir wollen besser wissen und besser leben.