Input: Über den Gebrauch des AT im NT

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Im Rahmen meiner Vorbereitungen für den Bibelkurs 2021 in Aidlingen zu den Vier Evangelien vertiefe ich meinen Hintergrund zur biblischen Theologie mit Hilfe der ausgezeichneten NT-Theologie von G. K. Beale sowie dem von ihm mit herausgegebenen Handbuchs über den Gebrauch des AT im NT. Ich empfehle zudem den TGC-Kurs mit den entsprechenden Vorlesungen von G. K. Beale.

Beale nennt fünf inhaltliche Voraussetzungen für einen biblischen Umgang mit AT-Zitaten und Anspielungen im NT.

  1. Es gibt die offensichtliche Annahme einer korporativen Solidarität oder Repräsentation.
  2. Im Licht der korporativen Solidarität oder Repräsentation wird Christus als der Messias als das wahre Israel des AT und das wahre Israel – die Kirche – im NT betrachtet. (Beispiel: Jes. 49,3-6 und die Verwendung von Jes. 49,6 in Lukas 2,32; Apostelgeschichte 13,47; 26,23; beachte, wie Christus und die Gemeinde das erfüllen, was von Israel im AT prophezeit wurde. Beale merkt dazu an: “Man kann an der Vorstellung von Christus als dem wahren Israel festhalten und dennoch Raum für die Hoffnung haben, dass die Mehrheit der ethnischen Juden irgendwann in der Zukunft gerettet werden wird. Eine solche Errettung würde in ihrer Identifikation mit Christus als dem wahren Israel liegen.”]
  3. Die Geschichte ist durch einen weisen und souveränen Plan vereinheitlicht, so dass die früheren Teile so gestaltet sind, dass sie den späteren Teilen entsprechen und auf sie hinweisen (vgl. z. B. Mt 5,17; 11,13; 13,16-17).
  4. Das Zeitalter der eschatologischen Erfüllung ist in Christus gekommen. Siehe z. B. Markus 1,15; Apostelgeschichte 2,17; 1. Korinther 10,11; Galater 4,4; 1Tim 4,1; 2Tim 3,1; Hebr 1,2; 9,26; 1Petr 1,20; 2. Petr. 3,3; 1Joh 2,18; Judas 18.
  5. Als Konsequenz der vorangehenden Voraussetzung folgt, dass die späteren Teile der biblischen Geschichte als der breitere Kontext für die Interpretation der früheren Teile fungieren, weil sie alle denselben ultimativen göttlichen Autor haben, der die verschiedenen menschlichen Autoren inspirierte. Eine Ableitung aus dieser Prämisse ist, dass Christus das Ziel ist, auf welches das AT hinweist Es ist gleichfalls das endzeitliche Zentrum der Erlösungsgeschichte, was wiederum der Schlüssel zur Interpretation der früheren Teile des AT und seiner Verheißungen darstellt. (Vgl. dazu 2. Korinther 1,20; Matthäus 5,17; 13,11.16-17; Lukas 24,25-27.32.44-45; Johannes 5,39; 20,9; Römer 10,4).

Beale unterscheidet 9 Schritte seiner Methode für die Exegese des Gebrauchs des AT im NT:

  1. Identifiziere den alttestamentlichen Bezug. Ist es ein Zitat oder eine Anspielung? Wenn es eine Anspielung ist, dann muss es nach den im vorigen Kapitel besprochenen Kriterien eine Bestätigung geben, dass es eine Anspielung ist.
  2. Analysiere den breiten neutestamentlichen Kontext, in dem der alttestamentliche Bezug auftritt.
  3. Analysiere Sie den alttestamentlichen Kontext sowohl allgemein als auch unmittelbar, wobei du insbesondere den Abschnitt, in dem das Zitat oder die Anspielung vorkommt, gründlich auslegst.
  4. Untersuche die Verwendung des alttestamentlichen Textes im frühen und späten Judentum, die für die neutestamentliche Aneignung des alttestamentlichen Textes von Bedeutung sein könnte.
  5. Vergleiche die Texte (einschließlich ihrer textuellen Varianten): NT, LXX, MT und Targum, frühjüdische Zitate. Unterstreiche oder kennzeichne die verschiedenen Unterschiede farblich.
  6. Analysiere den Textgebrauch des Autors im AT. (Auf welchen Text stützt sich der Autor, oder macht der Autor seine eigene Wiedergabe, und wie wirkt sich das auf die Interpretation des alttestamentlichen Textes aus?)
  7. Analysiere die interpretative (hermeneutische) Verwendung des AT durch den Autor.
  8. Analysiere den theologischen Umgang des Autors mit dem AT.
  9. Analysiere die rhetorische Verwendung des AT.