Der Schreckensbegriff des Konservativismus ist der Zwilling von “Tradition”. Roger Scruton, der lebenslänglich mit seinem Verhältnis zum christlichen Glauben kämpfte und offenbar Theist war (siehe dieser aktuelle Beitrag “Intellektuelle Atheisten gehen auf das Christentum zu”), definiert Tradition als Antworten auf bleibende Fragen (in “Von der Idee konservativ zu sein”, S. 48). Sie stellen Lösungen für das Problem der Koordination, über die Zeit gereift, dar. Keine Gesellschaft kann ohne diesen verpflichtenden Rahmen überleben. Das gemeinsame Übereinkommen umfasst nicht nur die vorhergehenden, sondern auch die folgenden Generationen. Das bewusste Abwenden von diesen Verpflichtungen richtet in einer Gesellschaft immensen Schaden an. Scruton mahnt deshalb eine oikophilia an – eine Zuwendung gegenüber dem, was uns gemeinsam als Gesellschaft gehört. Wie einige Denker nachweisen – so z. B. Tom Holland im frisch übersetzten “Herrschaft: Die Entstehung des Westens” (Rezension)-, sind diese Verpflichtungen auf dem Saatbeet des christlichen Glaubens gewachsen.
In einem Audiobeitrag (15 Minuten) formuliere ich diese Gedanken mit längeren Zitaten Scrutons aus.