Auch wenn ich selbst nicht betroffen bin, was mir den Vorwurf eines Lehnstuhl-Predigers eintragen kann, ziehe ich einige Schlussfolgerungen aus den Unwettern der vergangenen Wochen.
Ein Windstoss Gottes genügt, um mein irdisches Leben zu Ende zu bringen. Das Bernd-Sturmtief fegte diesen Monat durch einen Stadtteil Zürichs und riss Bäume wie Zündhölzer aus.
Einige Wochen Starkregen genügen, um mein Hab und Gut zu rauben. Flüsse verlassen ihr Bett, in dem sie über Jahr und Tag gezähmt scheinen.
Was du nicht hast, bereitet dir keine Sorgen. Einige Male wurde unser Garten von kurzen Hagelschauern heimgesucht. Ich bin dankbar, dass ich nicht um einen Wagen (und andere Güter) bangen musste.
Schicke dein Hab und Gut voraus. Einer meiner Freunde mahnte wiederholt: “Nur das, was du weg gegeben hast, gehört dir ganz.” In christlicher Terminologie: Wir verwalten und verteilen Gottes Gaben; wir schicken sie voraus in die künftige Welt.
Du hast nichts, was du nicht empfangen hast. Alles, aber auch wirklich alles, bekommen wir letztlich von anderen. Wir sind abhängig von unserer Umgebung – denken wir da nur an Wasser und Nahrung.
Staunend nehme ich von der Welle der Solidarität in unserem Nachbarland Kenntnis.
Ein Staat lebt nicht von der Zentrale, sondern von dezentralen kleinen Kooperativen. Ich ziehe den Hut vor den Bauern, Förstern und Handwerkern, die innert Stunden mit ihrem Gerät vor Ort waren und sich unverzüglich an die Räumungsarbeiten machten.
Geben ist seliger als Nehmen. Neben der Erschöpfung strahlt von vielen Helfern eine grosse Zufriedenheit aus. Es ist SINN-VOLL zu helfen – im Gegensatz zur Kernbotschaft der Konsumgesellschaft, die uns weismachen will, dass nur das zähle, was wir für uns selber nehmen.
Zusammenstehen in der Not schweisst zusammen. Wieviele Bilder von Gruppen sah ich über die sozialen Medien, die im gemeinsamen Einsatz zusammengewachsen sind! (Umgekehrt bin ich mir bewusst, dass für manche Familien die Not zur Zerreissprobe werden kann.)
Es braucht mutige Einzelne, die sich nicht wichtig nehmen. Die Aussage des Unternehmers, der unter Einsatz seines Lebens einen Abfluss in einen gefährdeten Damm gebaggert hat, mag stellvertretend dafür stehen. “Ich bin 68, aber ein Jungbrunnen. Ich bin jeden Morgen um fünf Uhr als erster im Betrieb. Wissen Sie, ich bin ein gläubiger Mensch. Ich habe mich zwei Mal gesegnet als ich runter gefahren bin. ,Du Herr, musst wissen, was passiert`, habe ich gesagt. Und ich hatte keine Sekunde Angst.”
Unsere Politiker brauchen Gebet. Der Möglichkeit Frust und Ohnmacht über soziale Netzwerke auf Kosten von Verantwortungsträgern auszulassen sind Tür und Tor geöffnet. Jede Person in öffentlicher Verantwortung muss eines Tages Rechenschaft über Motive und Taten ablegen. Wir Christen sind aufgefordert für diese Menschen anhaltend zu beten.