In letzter Zeit habe ich mich intensiv mit Roger Scruton beschäftigt. Ich empfehle vorneweg das frisch übersetzte Buch “Narren, Schwindler, Unruhestifter: Linke Denker des 20. Jahrhunderts”. Scruton musste im Rahmen der ersten Auflage grössten Widerstand in Kauf nehmen, was ihn dem Vernehmen nach bis zu Selbstmordgedanken führte. Mark Dooleys Ausführungen dazu sind hörenswert.
Nur zum Teil kann ich den geistigen Ziehvätern Scruton, nämlich Kant und Hegel folgen. Der Einfluss Hegels fasst Dooley in dieser Einheit treffend zusammen. Scruton verstand sich als treuer Schüler Hegels. Ich sehe Hegel deutlich kritischer – dies übrigens auch im Gegensatz zu dem von mir geschätzten Günther Rohrmoser (Zusammenfassung seines Schaffens). Letztlich kann die Tradition (der Weltgeist) in sich keine zuverlässige Grundlage für das Sein und Streben des Menschen bzw. letzte Grösse darstellen.
Es ist beeindruckend, mit welchem Sinn für didaktische Reduktion und einer tüchtigen Portion britischem Humor Scruton gegen Ende seines Lebens diesen Vortrag vor der Studentenverbindung der Oxford University gehalten hat. Er betritt mit Gelassenheit das Minenfeld politischer Korrektheit und argumentiert – das finde ich besonders nachahmenswert – vom Standpunkt mutmasslicher politischer Gegner aus. So zeigt er anhand weniger Thesen die Defizite der Konservativen auf und fügt an, was wir von der politischen Linken lernen können. Auch die anschliessende Fragenbeantwortung zeugt von einer Diskussionskultur. Die Antworten Scrutons sind kurz und präzise.