Input: Die Unterschiede im Leserverständnis der Bibel nicht überschätzen

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E21 hat drei ungemein hilfreiche Artikel von Trevin Wax übersetzt. Die postmoderne Lesart der Bibel hat in vielen Gemeinden über die starke Leserorientierung breiten Einzug gehalten. Fragen wie diese haben sich in den Vordergrund gedrängt:

  • Ist ethnische Vielfalt ein wichtiger Faktor für die Bibelauslegung?
  • Sollten wir darauf achten, welchen Hintergrund und welche Erfahrungen ein Bibelausleger mitbringt?
  • Wie wirken sich unser kultureller Kontext und unsere soziale Position auf unsere Schriftauslegung aus?

Wir alle gehen mit einem Vorverständnis an den biblischen Text heran: Niemand tritt als unbeschriebenes Blatt an den Text heran. Wir bringen immer schon bestimmte Fragen und Annahmen mit. Ein Vorverständnis schliesst jedoch echtes Verständnis nicht aus!

Gemeinsam als Ortsgemeinde: Die wertvollen Lehren von der Irrtumslosigkeit, Inspiration und Klarheit der Schrift bedeuten – richtig verstanden – nicht, dass Hermeneutik eine Solo-Disziplin wäre; etwas, das wir auf eigene Faust unabhängig von den Einsichten anderer bewerkstelligen.

… In wirklich guten Bibelstudiengruppen ist die vorrangige Frage nicht, was der Text für dich bedeutet (als wäre die Wichtigkeit oder die Anwendung einer Bibelstelle je nach persönlicher Neigung praktisch unbegrenzt formbar), sondern was der Text bedeutet.

Gemeinsam als weltweite Gemeinde: Wenn wir die Ortsgemeinde benötigen, um die Bibel richtig auszulegen, dann wird es für uns mit Sicherheit auch ein Gewinn sein, Gläubigen aus anderen Gemeinden und Kulturen zuzuhören.

Distanz anerkennen, ohne sie zu überschätzen: Unsere Überzeugung von der „Klarheit“ der Schrift steht gründlicher Forschungsarbeit nicht entgegen, mit der wir uns bemühen, die Distanz zwischen unserer heutigen Welt und der damaligen biblischen Situation zu verringern. Wenn wir uns zur Klarheit der Schrift bekennen, bezeugen wir damit folgende Wahrheit: Alles, was „zu erkennen, zu glauben und zu beobachten zum Heil notwendig“ ist, ist klar genug, so dass jeder – ob gelehrt oder ungelehrt – die Schrift lesen und studieren und so zu einem hinreichenden Verständnis gelangen kann.

Wirkliche und allumfassende Erkenntnis unterscheiden. Wir müssen zwischen „wirklicher“ und „allwissender“ Erkenntnis unterscheiden – so, wie wir auch zwischen echter und falscher Demut unterscheiden müssen.

Kulturelle Lesart absolut setzen ist ein Reduktionismus. Der Einfluss der Postmoderne auf die Hermeneutik möchte alles auf Kultur reduzieren. Die Aufgabe der Hermeneutik verlagert sich von universeller, wirklicher Erkenntnis weg, hin zu den Gegebenheiten und der Bedingtheit des Bibellesers.

Fazit: Die Unterschiede nicht überschätzen

„Als vor einigen Jahren der Africa Bible Commentary veröffentlicht wurde, betonten die Herausgeber und Unterstützer immer wieder, dass wir damit endlich die Stimmen von Christen hören können, die auf einem anderen Kontinent leben, und dass ihre Einsichten in die Bedeutung der Schrift für uns nun erreichbar sind. Er sei ein Beitrag dazu, dass Christen weltweit voneinander profitieren können. Dies ist selbstverständlich in gewisser Hinsicht wahr und ein Grund zur Freude. Der Africa Bible Commentary legt mehr Gewicht auf Exorzismus, auf Fragen rund um Ahnenverehrung und darauf, das Wohlstandsevangelium zu hinterfragen, als dies einbändige westliche Bibelkommentare tun. Aber die verblüffendste Sache an diesem Werk ist, dass 90–95 % seines Inhalts ebenso von gläubigen Christen aus buchstäblich jedem Teil der Welt gelesen und verstanden werden können, ja, sogar von ihnen geschrieben sein könnten. Und das sollte uns nicht wundern – immerhin haben wir das gleiche Buch. Bevor wir uns zu sehr in eine enggefasste Reader-Response-Hermeneutik verlieben, sollten wir uns darüber klar werden, in welcher Hinsicht der Africa Bible Commentary nicht innovativ ist – und es auch gar nicht sein sollte.“ (D. A. Carson)

Eine sehr hilfreiche Vorgehensweise für das persönliche Bibelstudium stellt über die 7-Pfeile-Methode dar:

  1. Was ist die Aussage dieses Abschnitts?
  2. Was bedeutete sie für die ersten Adressaten?
  3. Was lehrt uns der Abschnitt über Gott?
  4. Was lehrt er uns über den Menschen?
  5. Welche Erwartungen richtet er an mich als Leser?
  6. Wie beeinflusst er die Art und Weise, wie ich mit anderen Menschen umgehe?
  7. Wie veranlasst er mich zum Gebet?