Es ist hilfreich die Grundannahmen (Denk-/Verstehensvoraussetzungen) einer therapeutischen Richtung zu erkennen. Claudia Reitinger fasst für die Frankl’sche Logotherapie zusammen (in The Wiley World Handbook of Existential Therapy, S. 325)a:
- Der Mensch besitzt drei verschiedene, nicht-reduzierbare ontologische Dimensionen: Die somatische, die psychische und die noetische Dimension, wobei die letztere die spezifisch menschliche Dimension ist.
- Aufgrund der noetischen Dimension ist der Mensch eine Person. Als Personen sind die Menschen nicht biologisch und/oder psychologisch determiniert, sondern können frei und verantwortlich handeln.
- Als Personen verfügen sie über die grundlegenden menschlichen Fähigkeiten der Selbstdistanzierung und der Selbsttranszendenz.
- Als Personen ist ihre Motivation der Wille zum Sinn.
- Sinn kann durch die Verwirklichung von Werten realisiert werden.
- Werte und Sinn sind in der Welt objektiv gegeben.
- Es gibt nur eine einzige sinnvolle Antwort auf jede Situation.
- Bei der Verwirklichung von Sinn handelt der Mensch frei und verantwortungsbewusst.
- Der Mensch ist in der Lage, die sinnvolle Antwort auf eine Situation mit Hilfe seines Gewissens zu finden.
- Was für einen Menschen sinnvoll ist, hat eine (bewusste oder unbewusste) Verbindung zu Gott, denn der subjektive Sinn ist in dem allumfassenden Übersinn enthalten.
- Der Mensch ist bewusst oder unbewusst mit Gott verbunden.
Mehr in Claudia Reitinger “Zur Anthropologie von Logotherapie und Existenzanalyse: Viktor Frankl und Alfried Längle im philosophischen Vergleich”
Siehe auch 8 Dimensionen in der Therapie