Wir können die erstaunlichsten Dinge erleben, aber wenn unsere Weltanschauung das Übernatürliche ausschliesst, so werden wir sie niemals Wunder nennen.
… Wenn bei uns Wunder geschähen, so würden wir durch unsere Vorurteile daran gehindert, sie als Wunder wahrzunehmen; unsere Vorfahren hingegen wurden gerade durch ihre Vorurteile dazu verleitet, sich Wunder einzubilden, wo vielleicht gar keine geschahen.
… Als ‘wunderbar’ gilt uns nur das, was von der Norm abweicht; aber das ‘Abnormale’ fällt uns nicht auf, solange nicht feststeht, was ‘normal’ ist. Völlige Unkenntnis der Naturgesetze schliesst die Wahrnehmung des Wunderbaren genauso streng aus, wenn nicht noch strenger, wie völliger Unglaube an das Übernatürliche.
… (Wunderberichte) bezeugen, dass diese über- oder aussernatürliche Wirklichkeit bisweilen in das Raum-Zeit-Gefüge der sichtbaren Welt eingebrochen ist und dabei die uns vertrauten Verhältnisse erschüttert hat.
… Wir hätten uns nie ein Bild über das Wesen der Natur machen können, wenn wir selbst nicht stillschweigend einen Standort ausserhalb oder über ihr bezogen hätten.
… In manchen Wundern geschieht, zeitlich und örtlich begrenzt, was Gott allumfassend schon getan hat.
C. S. Lewis. Wunder. In: Gott auf der Anklagebank. Brunnen: Giessen/Basel, 2013 (6. Aufl.) S. 15-32