Zitat der Woche: Liebe im Existenzialismus

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Wer bereits den Erstlingsroman “Der Ekel” gelesen (oder wie ich sich mit Schaudern angehört hat), der erahnt, was Sartres Biograf Bernard-Henri Lévy (* 1947) über Sartres endlose Frauenabenteuer zu schreiben hat. Es geht mir weniger um seine persönliche Überzeugung als vielmehr um die postchristliche Prägung, die sich im Westen durchgesetzt hat:

Offenheit ohne den Willen zur Reinheit. Beide (Sartre und seine Dauergeliebte Simone de Beauvoir) wollen nicht auf das eigene Begehren, aber auch nicht auf das Begehren der Geliebten, des Geliebten verzichten.

… Sie (die Geliebte) sind diejenige, durch die dieses Bündel von Banalitäten, Missverständnissen und durcheinandergewürfelten Zufällen, das bei mir, wie bei jedermann, an die Stelle der Existenz tritt, ein wenig Notwendigkeit erhält.

… Es gab alle möglichen Arten von Frauen für alle möglichen Zwecke. …

(Schwangerschaft war) sowohl für Sartre als auch für Beauvoir zweifellos das Abstossendste und Komischste, was einem Frauenkörper zustossen kann. …

Die Unterscheidung zwischen öffentlichem und privatem Leben existiert nicht; ‘dieses Geheimnis, das in gewissen Jahrhunderten für die Ehre des Mannes und der Frau gehalten wurde, scheint mir eine Dummheit zu sein; ich bin der Meinung, statt Geheimhaltung sollte jederzeit Offenheit herrschen, und ich kann mir den Tag gut vorstellen, an dem zwei Menschen keine Geheimnisse mehr voreinander haben werden…’

Bernard-Henri Lévy. Sartre: Der Philosoph des 20. Jahrhunderts. Hanser, 2002. S. 20-29.