Notizen aus einem Gespräch mit Alexander Batthyany (* 1971) zu seinem Buch “Die Überwindung der Gleichgültigkeit: Sinnfindung in einer Zeit des Wandels” (2017):
Aussenorientierung: Der Mensch ist aussen-gerichtet geschaffen. Beschränkt er sich auf sich selbst oder zieht sich in sich selbst zurück, entspricht dies nicht seiner Bestimmung. Dafür gibt es Evidenz genug, a) auf der persönlichen Seite: Der Ermüdung nach aktivem Engagement folgt die Ruhe – die Mischung aus aktivem und kontemplativem Leben, b) auf der politischen Ebene: Wenn die Menschen auf sich selbst ausgerichtet geblieben wären, hätte es zahllose Errungenschaften nie gegeben.
Freiheit ohne Verantwortung führt zu Gleich-Gültigkeit: Was nicht durch mich in die Welt gekommen ist, zeugt über mich (nach Frankl). Uns stehen heute durch den technologischen Fortschritt unzählige Möglichkeiten zur Verfügung. Wo diese Freiheit sich jedoch nicht mit Verantwortung paart, entsteht Gleich-Gültigkeit. Die endemische Gleichgültigkeit der heutigen Zeit ist umso erstaunlicher angesichts fehlender Massenarbeitslosigkeit und Krieg.
Die beste Möglichkeit in der Situation: Der Frankl’sche Sinnbegriff lässt sich so zusammenfassen: Jeder / ist aufgerufen / das Bestmögliche / in der Situation / zur Geltung zu bringen. Denn die Gegenwart ist stets unvollendet. Es geht also darum liebe voll am Leben teilzunehmen bzw. wohlwollend in die Welt hineinzuwirken. Dieses Wohlwollen ist eine Willensfähigkeit, die grundsätzlich jedem abzuverlangen ist.
Unfreundliche Selbstoptimierung: Die Selbsthilfe-Industrie hat ein bislang in der Geschichte einmaliges Selbstoptimierungsprogramm hervorgebracht. Es ist Teil der unbewussten Programmierung des Westlers (so mein Zusatz). Dies enthält den Anspruch, dass alles gelingen und glatt laufen muss. Doch dieses Ideal der Optimierung kann sehr unfreundlich sein – anstatt sich dem Nächsten wohlwollend zuzuneigen.
Gewissen als letzte Instanz: Jeder sollte auf seine Stimme des Gewissens bzw. des Herzens (der Mitte zwischen Kopf und Bauch) als letzte Instanz hören. Das Gewissen enthält ihre eigene stille Weisheit. Dies sei nicht mit Tradition als Über-Ich zu verwechseln. Dafür ist jedoch Ruhe nötig, um diese Stimme überhaupt hörbar werden zu lassen.
Anmerkung: Ich stimme als Christi nicht in allen Aspekten zu.