Predigt: Paulus über das Kopftuch und den Mann als Haupt

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Es gibt erfreulicherweise eine ständig wachsende Anzahl an biblisch fundierten Auslegungspredigten aus dem deutschsprachigen Raum. Hier findet sich eine zeitlich im Rahmen gehaltene (38 Minuten) dauernde systematische Auseinandersetzung mit dem anspruchsvollen Abschnitt in 1. Korinther 11,2-16. Ich habe einige Gedanken zusammengefasst.

Fragestellung: Gilt dies heute noch? Und wenn ja, was davon?

Das Klare und gleichzeitig Merkwürdige: Es geht um eine Kleidungssitte, nämlich die Kopfbedeckung für Frauen. Zudem wird der Mann als Haupt der Frau bezeichnet.

Doppelter Fehler für die Auslegung: Man kann den Abschnitt als “kulturell gebundene Passage” gemeinhin abtun. Oder man kann an der Oberfläche der Buchstäblichkeit hängenbleiben und damit das Zeitgebundene nicht vom Prinzip unterscheiden.

Zwei Begriffe mit Variation in der Bedeutung: “Frau” wird allgemein, für die Gesamtheit der Frauen, Eva und Ehefrauen verwendet. “Haupt” wird für den Körperteil und metaphorisch gebraucht.

Überlieferung (V. 2) und Wissen (V. 3): Paulus spricht zuerst von Traditionen, die zwar nicht göttliche Offenbarung sind, jedoch trotzdem wichtig. Weshalb? Weil ihnen ein allgemein gültiges Prinzip zugrunde liegt (V. 16).

Die vorgelagerte Metapher zur Trinität: In diesem Abschnitt versteckt findet sich eine zentrale Aussage zur Trinität. Gott-Sohn ordnet sich Gott-Vater hinsichtlich seiner Funktion in der Heilsgeschichte unter zwecks Erfüllung seines Auftrags. Das heisst jedoch nicht, dass er nicht Gott oder weniger wert wäre.

Der Mann als Haupt: Das besagt, dass er innerhalb der Familie eine (nicht: die einzige) Leitungsfunktion einnimmt. Diese Leitung ist fürsorglich-dienender Art. Sie bezieht sich vor allem auf seine Rolle als Hausvater in geistlicher Hinsicht. (Die Verkehrung in Tyrannei ist eine Folge des Sündenfalls.)

Die Kopfbedeckung: Es handelte sich offensichtlich um das äussere Erscheinungsbild der Frau vorrangig im Gottesdienst, das damals grosse gesellschaftliche Bedeutung hatte. Es ging um zwei Prinzipien.
a) angemessene statt anstössige Kleidung (wenn eine Frau mit ihren Reizen spielte, würde dies von der Ehre Gottes ablenken)
b) Man und Frau sollten unterscheidbar bleiben
Diese beiden Prinzipien sind zeitlos, deren Ausdruck jedoch kulturell unterschiedlich.

Was unklar bleibt: Es ist unklar, wie genau diese Kopfbedeckung beschaffen war. Ebenso ist der Begriff “Macht” (V. 10) innerhalb der Ausleger umstritten.

Eine weitere Bibelarbeit zu diesem Abschnitt hat mein Freund Waldemar im Jahr 2020 unter dem Titel “Paulus gegen das Kopftuch” gehalten.