Die Journalistin Judith Sevenç Basad fasst drei wichtige postmoderne Grunddogmen, Vorläufer des Neuen Moralismus, gekonnt zusammen (in “Schäm dich!”):
Michel Foucault (1926-1984) – Diskurse: »Macht ist überall«, ist einer seiner berühmtesten Sätze. Damit meinte er, dass Macht nicht nur durch den Staat ausgeführt wird, wenn er etwa Gesetze beschließt oder Straftäter ins Gefängnis sperrt. Macht ist also nicht etwas, was eine einzelne Person, eine Gruppe, eine Institution oder eine Klasse besitzt und dann auf andere ausübt. Vielmehr zeigt sich Macht in der Art und Weise, wie wir über Dinge sprechen: durch »Diskurse«. Oder stark vereinfacht: durch soziale Normen, die bestimmen, was »gut« und »schlecht«, was erlaubt oder was nicht erlaubt ist und was gesagt oder was nicht gesagt werden darf. Diese Normen sind niemals absolut. … Die »Diskurse«, die entscheiden, was wir als »gut« und »schlecht« ansehen, werden niemals von einer Gruppe oder einzelnen Personen dominiert. Alle Stereotype, die etwa über Frauen, Männer oder Homosexuelle kursieren, haben keinen Erfinder. Vielmehr entstehen sie einfach dadurch, dass einzelne Mitglieder einer Gesellschaft untereinander Wissen austauschen.
François Lyotard (1924-1988) – Grosse Erzählungen: Wissen kann nicht als objektiv wahr gelten, weil es unter gewissen Machtkonstellationen und politischen Einflüssen entstanden ist. Die Wissensformen nannte Lyotard »Narrative« oder »große Erzählungen«, zu denen er etwa die Aufklärung zählte. Kurz: Auch ganze Denkströmungen und Wissenschaften wie die Schulmedizin oder die Physik verlieren im postmodernen Weltbild ihre Allgemeingültigkeit, weil auch sie nur eine »Konstruktion« historischer Machtausübung sind.
Jacques Derrida (1930-2004) – Rolle der Sprache: (Derrida) brachte in den anarchischen Freiheitsgedanken wieder eine absolute Regel hinein: Er behauptete – stark vereinfacht –, dass es in einer Gesellschaft immer eine herrschende Gruppe gibt, die alle anderen Gruppen ausgrenzt und unterdrückt. Diese Unterdrücker-Gruppe ist so dominant, dass sich die Spuren ihrer Herrschaft über die vergangenen Jahrhunderte so sehr in der Sprache festgesetzt haben, dass wir die Wirklichkeit überhaupt nicht mehr erkennen können. Diese Machtverhältnisse in der Sprache kontrollieren somit alles.
Dekonstruktion als Methode zur (Er)Lösung: Diese Methode ist so etwas wie eine Spurensuche. Ihr Motto: Wir müssen erst die »Diskurse« entlarven, also herausfinden, wer in der Gesellschaft Sprache, Normen und Alltagshandlungen dominiert, um danach die »wahre Bedeutung« der Dinge von dieser Herrschaft freizuschaufeln.
Die mutige Frau hat übrigens kürzlich bei Bild ihre Kündigung eingereicht und dazu einen offenen Brief abgefasst. Die Dame hat wohlgemerkt nichts mit dem christlichen Glauben am Hut und bringt ihr Argument in Kürze auf den Punkt:
Die gesamte Kritik … bezieht sich auf eine unwissenschaftliche Ideologie, die zunehmend den öffentlich-rechtlichen Rundfunk beeinflusst: Der Behauptung, dass man das biologische Geschlecht durch einen einfachen Sprechakt wechseln kann.