Rezension: Das mit Abstand beste Andachtsbuch, das ich kenne

Wolfgang Wegert. Leben aus Gottes Wort: Andachten für jeden Tag. Arche, 2019. 376 Seiten.

Eine Kurzandacht am Familientisch halten? Ich habe über die Jahre schon unterschiedlichste Formen getestet. Meinen grundlegenden Artikel habe ich 2013 verfasst. Sogar mit einer Serie über Systematische Theologie habe ich es versucht. Immer wieder habe ich kritisch darüber reflektiert. Kinder wie Erwachsene entwickeln zudem die Gewohnheit des Weghörens.

Nun brachte einer meiner Jungs das Andachtsbuch von Wolfgang Wegert «Leben aus Gottes Wort» mit. Es bot sich als «dritte Stimme» nach jahrelanger Gewohnheit des väterlichen Inputs an. Oft lese ich während dem Essen die Einheit vor. 

Ich gebe zu, dass ich zuerst mit meinen Vorurteilen gegenüber vorgefertigten Andachten kämpfen musste, die da waren: Es sind gesuchte Situationen, stets nach demselben Muster aufgebaut, mit Vorliebe ein Vers-Picken, abgerundet mit einer tüchtigen Portion Moralismus.

Warum übertraf dieses Andachtsbuch meine kühnsten Erwartungen?

  1. Es werden oft mehrere Folgen mit gleichem Thema gestaltet.
  2. Zu Beginn wird stets in wenigen Sätzen der biblische Zusammenhang erarbeitet.
  3. Jede Andacht trägt dennoch einen thematischen Fokus.
  4. Die Schlüsselaussage wird mehrmals wiederholt – aber nicht plump.
  5. Biblische Parallelstellen sind integriert, stören jedoch den Lesefluss nicht.
  6. Wegert schafft es sogar, ein systematisch-theologisches Element einzubauen.
  7. Auf diesen Faktoren baut dann die lebensnahe seelsorgerliche Anwendung auf.
  8. Die Beispiele und Veranschaulichungen sind sorgfältig und bedacht gewählt.
  9. Die Andacht schliesst mit einem kurzen Gebet sowie der Aufforderung zum Denken und Handeln.

Hier sind einige Beispiele aus dem Monat November, die mir ins Herz gedrungen sind:

Sieh, ob ich auf bösem Weg bin (Ps 139,24 1.11.)

«Ich wollte dann nicht, wie sonst üblich, meine Bibel lesen, sondern versuchte, mich durch das Anschauen des Bordfilms von meinen Schmerzen abzulenken.» (Joni Eareckson Tada)

Die Ruhe Gottes (Hebr 4,10 6.11.)

«Christen … sind fleissig und tätig. Aber sie tun es in einer göttlichen Ruhe, die aus dem festen Glauben kommt, dass nicht so sehr sie selbst, sondern Christus durch sie wirkt.»

Ein Kuchen, den niemand umwendet (Hosea 7,8 8.11.)

«Es gibt im übertragenen Sinn auch Christen, die auf der einen Seite verbrannt und auf der anderen ‘nicht durch’ sind. Das sind Menschen mit zwei Gesichtern. Auf der einen Seite sind sie extrem fromm und streiten hitzig für die Sache Gottes. Auf der anderen Seite aber kommt die Herrschaft der Sünde so sehr durch, als hätte das Evangelium sie nie berührt.»

Das ist mein Trost in meinem Elend (Ps 119,50 11.11.)

(Wegert im Spital mit einem Tumor mit Magenbluten) «… als ich den biblischen Text noch weiterlas, hüpfte mein Herz vor Freude.»

Spare in der Zeit (1Mose 41,36 16.11.)

«Es ist klug, das Sparen nicht zu verachten, sondern in guten Zeiten für das Alter vorzusorgen. … Allerdings kann man beim Vorsorgen auch in den Geist des Sorgens verfallen.»

Vater-Sohn-Beziehungen / Ein Appell an die Kinder (Mal 3,24 22./23.11.)

«Wo Väter mit ihren Söhnen nicht in Versöhnung leben, liegt in einer gewissen Weise sogar ein ‘Bann’ von Gott vor.»

«Ihr lieben Eltern, macht eure Kinder also nicht mutlos, indem ihr nur fordert und erwartet.»

Sei nun wieder zufrieden (Psalm 116,7 18.11.)

(Bauer nach wochenlangem strömendem Regen) «Mit all seiner Unruhe vertrieb er keine einzige Wolke mit dem Fuchteln seiner Hände lockte er nicht den Sonnenstrahl hervor, und auch sein ungeduldiges Reden trocknete seinen Acker nicht.»

Wie können diese Andachten weiterverwendet werden, damit sie keine Eintagesfliegen bleiben?

  1. Kaufe mehrere Exemplare und verschenke sie bei Gelegenheit.
  2. Nimm einzelne Andachten – oder das gesamte Buch – als Audio auf.
  3. Fotografiere eine Andacht und schicke sie einem Freund als SMS.
  4. Markiere wichtige Andachten im Inhaltsverzeichnis und nimmt sie bei Gelegenheit wieder hervor.
  5. Speichere dir fünf wichtige Andachten als «geistlicher Notvorrat» für schwierige Situationen. Du kannst sie dann beispielsweise an einem Krankenbett zücken.