Input: Die Hochzeitpredigt zu einer Verschmähten

Mit Genuss lese ich die die neu erschienene Biografie über Timothy Keller mit Fokus auf dessen prägenden geistlichen Einflüssen. Darüber wird gesondert zu berichten sein. Hier geht es zu einer hilfreichen Lifeline zu Kellers Leben. Vor einiger Zeit habe ich mir das (Logos-)Predigtarchiv 1989-2017 besorgt. Zudem bin ich auf die Zusammenstellung von Predigten “Heralds of the King: Christ-Centered Sermons in the Tradition of Edmund P. Clowney” gestossen. Zudem sind Predigten von Kellers Mentor Edmund Clowney online verfügbar (Preaching Christ in the Old Testament; Christ in the Old Testament; Christ in all Scriptures).

Im Anhang des Hörbuchs finden sich zudem einige Schlüsselpredigten, nämlich

  • Tim Keller’s sermon “Truth, Tears, Anger, and Grace,” delivered by Keller following the 9/11 terrorist attacks on September 16, 2001
  • The first message Keller delivered for a public conference of The Gospel Coalition in 2007: “Gospel-Centered Ministry”
  • The famous sermon “The Girl Nobody Wanted,” Keller’s famous sermon about Jacob’s marriages to Rachel and Leah
  • “The Lord and the Word,” an influential 1973 lecture delivered by Edmund Clowney, Keller’s only personal mentor

Die ausgezeichnete Predigt zu Gen 29,15-35, die zur Hochzeit einer Mitarbeitern von Redeemer New York gehalten wurde, wurde in Auszügen hier wiedergegeben. Die Eröffnung bringt symbolisch zum Ausdruck, mit welchem Gespür Keller konzeptualisierte:

Die Bibel ist absolut realitätsbezogen in Bezug darauf, wie schwer es ist, nicht verheiratet zu sein; und sie ist absolut realistisch in Bezug darauf, wie schwer es ist, verheiratet zu sein. Draußen in der Welt, besonders in der Kultur außerhalb der Kirche, gibt es viele Menschen, die der Ehe gegenüber zynisch eingestellt sind. Sie haben kein Vertrauen in die Ehe und meiden sie deshalb ganz, oder sie nutzen es als Vorwand zur Flucht in ein Zusammenleben ohne Trauschein. Und innerhalb der Kirche gibt es Menschen, die genau das Gegenteil behaupten. Sie denken: “Ehe, Familie, weiße Lattenzäune (Einfamilienhaus) – das ist es, was Familienwerte ausmacht. Das ist es, wie man Erfüllung findet. Das ist es, was das menschliche Leben ausmacht.”

Die Bibel zeigt uns die Ehe und die Familie mit all ihren Freuden und Schwierigkeiten, und sie weist uns auf Jesus hin und sagt: “Das ist es, was du brauchst, um ein erfülltes Leben zu haben.”

Anhand der bezeichnenden Aussage “Am Morgen aber, siehe, da war es Lea.” (Gen 29,25) führt Keller aus:

… wenn du heiratest, wenn du eine Familie gründest, wenn du in den Dienst gehst und dir sagst: “Das wird endlich mein Leben in Ordnung bringen” (du denkst nicht wirklich, dass du es tust, bis du es tust) – diese Dinge werden nie das tun, was du denkst, dass sie tun werden. Am nächsten Morgen ist es immer Leah.

Wenn du heiratest und in irgendeiner Weise das tust, was Jakob tut, und der Person, die du heiratest, ein solches Gewicht aufbürdest, wirst du ihn oder sie vernichten. Ihr werdet euch gegenseitig umbringen. Du wirst denken, du bist mit Rahel ins Bett gegangen, aber du stehst auf und es ist Lea. Im Laufe der Zeit werden Sie erkennen, dass dies der Fall ist, dass alles enttäuschend ist, dass in allem ein Hauch von kosmischer Enttäuschung und Desillusionierung steckt, in allen Dingen, in die wir unsere größten Hoffnungen setzen. Wenn man das schließlich herausfindet, kann man vier Dinge tun.

Erstens kann man den Dingen die Schuld geben, sie fallen lassen und neue, bessere ausprobieren. Das ist der Weg des Narren.

Die zweite Möglichkeit ist, sich selbst die Schuld zu geben, sich selbst zu bestrafen und zu sagen: “Ich bin ein Versager. Ich sehe alle anderen glücklich. Ich weiß nicht, warum ich nicht glücklich bin. Irgendetwas stimmt nicht mit mir.” Man gibt sich also selbst die Schuld und wird zum Selbsthasser.

Drittens kannst du der Welt die Schuld geben und zynisch und hart werden. Man sagt: “Verflucht sei das ganze andere Geschlecht” oder was auch immer, und in diesem Fall entmenschlicht man sich selbst.

Und schließlich können wir – wie C. S. Lewis am Ende seines großen Kapitels über die Hoffnung sagt – den gesamten Schwerpunkt unseres Lebens ändern. Er resümiert: “Wenn ich in mir ein Verlangen finde, das keine Erfahrung in dieser Welt befriedigen kann, ist die wahrscheinlichste Erklärung, dass ich für eine andere Welt [etwas Übernatürliches und Ewiges] geschaffen wurde.