Input: Argumente für die öffentliche Schule

Die Gemeinschaft der Kirche ist (auch) dazu da, sich hinterfragen zu lassen. Dies gilt insbesondere für Bereiche, in denen ich starke eigene Überzeugungen pflege. Die Gospel Coalition hat eine hilfreiche Diskussion um öffentliche Beschulung vs. private bzw. häusliche Bildung geführt. Ich gebe die fundiert vorgetragenen Argumente für die öffentliche Schule von Jen Wilkin wieder. Es lohnt sich auch die Kommentare auf ihrem Insta-Profil zu konsultieren.

Existenzielle Perspektive: Meine Perspektive ist stark autobiografisch geprägt. Unsere Kinder haben eine öffentliche Schule besucht. Und nicht nur das, auch in meiner Familie gibt es viele Lehrkräfte an öffentlichen Einrichtungen.

Erwartungen der (Sub-)Kultur: Sie können sich vorstellen, dass ich als jemand, der in Vollzeit in einem nach außen gerichteten Dienst tätig war, im Laufe der Jahre auf viele hochgezogene Augenbrauen gestoßen bin, vor allem, wenn man eine überdurchschnittlich große Anzahl von Kindern hat. Die Leute gehen sofort davon aus, dass man als Person mit starken religiösen Überzeugungen und einer großen Familie entweder zu Hause unterrichtet oder eine Privatschule besucht.

Eigene Position: Ich würde nie sagen, dass jeder eine öffentliche Schule wählen sollte. Aber ich würde sagen, dass wir uns wirklich bemühen sollten, wenn es möglich ist, weil wir an das Ideal der öffentlichen Schule glauben.

Bildung als Merkmal der Zivilisation: Wir glauben, dass Bildung ein Recht darstellt, dass sie für das menschliche Wohlergehen notwendig und gut für die Gesellschaft ist. Es ist ein Merkmal der Zivilisation, dass man eine gebildete Bürgerschaft hat. Und wenn man das sieht, dann legt man auch Wert darauf, dass jeder, wenn möglich, eine gute Bildung erhält. 

Beteiligung als Form der Nächstenliebe: Wir glaubten, dass unsere Beteiligung am öffentlichen Schulsystem in direktem Zusammenhang mit unserer Nächstenliebe stand.

Keine Delegation der Verantwortung: Wir haben nicht angenommen, dass man sie einfach zur Ausbildung schicken kann, und dass sich dann alles von selbst regelt, dass die Kirche für alles aufkommt, was sie für ihre christliche Weltanschauung brauchen.

Zuhause als Ergänzung: Wir wussten, dass dies ein Faktor in der Art und Weise sein würde, wie sie in einer öffentlichen Schule leben, dass wir, wenn sie in einem Klassenzimmer sind, in dem die Liebe zum Lernen nicht besonders gefördert wird, dies zu Hause nachholen können.

Frühzeitige Gespräche und inhaltliche Nähe: Zu den Dingen, die wir als vorteilhaft empfanden, gehörte, dass wir wussten, dass wir frühzeitig Gespräche führen mussten. Wir haben nicht gezögert, über schwierige oder kontroverse Themen zu sprechen. Und wir wussten auch, was mit dem Lehrplan geschah, wir wussten aus erster Hand, was in diesen Bereichen vor sich ging.

Personifizierte Gespräche: (Unsere Kinder) hatten Kontakt zu einem so breiten Spektrum von Menschen. Wenn wir uns also über etwas unterhielten, das in der Kultur vor sich ging, oder sogar über aktuelle Themen wie sexuelle Orientierung, Geschlecht, Identität, all das, dann waren das nicht nur Kategorien, über die wir sprachen, sondern es waren Menschen, es waren Freunde. Es handelte sich um eine verkörperte Wahrheit, es war jemand, der in der Klasse neben ihnen saß, oder es war ein Lehrer. Und so konnten wir diese Gespräche personifizieren.

Hilfe für Schwächere: Sie waren mit Kindern mit besonderen Bedürfnissen zusammen. Das ist eines der Dinge, die ich an den öffentlichen Schulen am meisten schätze: Kinder mit besonderen Bedürfnissen sind mit anderen Kindern zusammen, sie haben ein Buddy-System, um diesen Kindern zu helfen.

Vertraut mit dem Anderssein: Unsere Kinder wussten schon sehr früh, was es bedeutet,  fremd zu sein. Und das war etwas, von dem wir ihnen sagen konnten, dass es ein Gefühl ist, das man willkommen heißen sollte, nicht ein Gefühl, das man wegschieben sollte, dass man sich umso mehr von den Menschen um einen herum unterscheidet, je mehr man sich anders fühlt. Vorausgesetzt, dass diese Unterschiede in einer christlichen Überzeugung verwurzelt sind, dann können wir davon ausgehen, dass wir wahrscheinlich dem Bild Christi gleichgestaltet werden.