In seiner bemerkenswerten Vorlesung 2017 zu Lesslie Newbigin (1909-1998) skizzierte Timothy Keller einen missionarischen Ansatz im nachchristlichen Westen. Bemerkenswerterweise hielt Keller diese Vorlesung trotz Aberkennung des Kuyper-Preises in einem fensterlosen Saal im Untergeschoss des Universitätsgeländes und schikanösen Eingangskontrollen (beschrieben in der kürzlich erschienenen Biografie “Timothy Keller: His Spiritual and Intellectual Formation”, S. 245-251). Es ist eindrücklich, dass er fern von einem beleidigten Fernbleiben eine Vorwärtsstrategie wählte – geöffnete Türen nützen, wo und in welcher Form sie sich ihm auch immer boten.
Die Headlines zum skizzierten apologetischen Ansatz
- Entwicklung einer einschneidenden Apologetik: Skeptiker sollen erkennen, weshalb ihr Ausschluss des Christentums als Option auf dem Markplatz der Meinungen ihre angebliche Inklusivität Lügen straft.
- Vertikale mit horizontalen Linien verknüpfen: Sozialkritik kann nicht losgelöst geistlichen Gesichtspunkten gehen. Rechtfertigung führt zu sozialer Gerechtigkeit.
- Entwicklung der Kritik von innen statt von aussen: Aktive Kontextualisierung bedeutet, die Gegenwartskultur zu kennen, sie von diesem Standort aus herauszufordern und sich dann auf das Evangelium zu berufen.
- Soziale Kategorien überwinden: Die christliche Gemeinde sollte die existierenden Kategorien überwinden – so wie die ersten Christen Abtreibung durch Adoption widerstanden und durch eine restriktive Sozialethik Frauen und Mädchen stärkten.
- Integration in die Arbeit: Laien tragen eine christliche Weltsicht in ihren Arbeitsplatz hinein. Jüngerschaft wird damit zum öffentlichen Anliegen.
- Information durch die weltweite Kirche: Die westlichen Gemeinden dürfen sich nicht isolieren, sondern die Sichtweisen der Kirche in anderen Erdteilen, besonders der verfolgten Kirche, integrieren.
- Unterschied zwischen Religiosität und Gnade wahren: Soziale Veränderung geschieht durch Gottes Gnade, nicht durch das Aufrichten neuer Regeln.
Hier geht es zum Livemitschnitt von Kellers Vorlesung. Manche Prinzipen finden sich in seinem Schlüsselwerk Center Church wider.