Aus einer ausgezeichneten Vorlesung des Volkwirts und Theologen Didier Erne habe ich einige Thesen entwickelt. Es ist mir bewusst, dass hierbei die Formulierung einer Handlungsstragie für den Alltag (noch) fehlt.
A – Ideengeschichtliche Analyse
Thesenbildung
- Hauptthese: Die Umweltbewegung ist zu einer Ersatzreligion geworden, weil sie das Vakuum des bankrotten Humanismus ausfüllt.
- Ernsthaftes Anliegen: Es geht um eine Frage der Existenz in unserer Generation.
- Untergründige Frage: Warum habe ich ein Anrecht, Bäume zu fällen – wenn ich gleichermassen ein Bestandteil dieser Natur bin?
- Theologische Problematik dahinter: Unsere Mitmenschen haben keine Referenz auf Gott; sie wissen nicht, ob sie dürfen.
- Geschichtliche Einbettung: Die Heiden sahen eine Funktion in der Umwelt und schrieben sie einem Gott zu.
- Paradigma der Klimareligion: Wir dürfen die Natur nicht brauchen, wir müssen ihr dienen. Das ist ein Rückfall ins Heidentum.
- Denkfehler des Paradigmas: Naturschutz ohne Sakralisierung führt zu einem Missbrauch.
- Ideengeschichte: Es handelt sich um eine Gegenreaktion auf den Wirtschaftsglauben.
Wirtschaftsreligion (höchstes Gut: Mensch)
- Gesellschaftlich dominantes Streben: Mehr Wohlstand für die nachfolgenden Generationen (am Familientisch gepredigt)
- Teleologie: Wohlstand durch Effizienz wurde zum Lebensprinzip erklärt.
- Diagnose: Als Problem wurde die Armut angesehen (Schande).
- Lösung: Erlösung durch Bildung bzw. Bezuschussung/Ausgleich
- Priester: Ökonomen
- Statussymbole: Hochhäuser, Staudämme, Jets
- Eschatologie: Wenn wir genug zu essen haben, werden wir zu Heiligen.
- Gewissen: Jeder Mensch spürt untergründig die Sinnlosigkeit dieses Strebens.
- Fromme Form:
Kirchlich – soziales Engagement als neues Evangelium
Individuell – mehr Wohlstand und Ruhe (nicht gestört werden)
Umweltreligion (höchstes Gut: Natur)
- Teleologie: Der edle Wilde
- Diagnose: Fortschritt ist moralischer Verfall
- Erlösung: Re-Sakralisierung der Natur; Werke der Busse (Lebensstandard, De-Industrialisierung)
- Moralismus: Bäume ermorden, Natur vergewaltigen
- Statussymbole: u. a. Kleider- und Ernährungslinien (auch für Unternehmen)
- Eschatologie: Wir sind Heilige, wenn wir in der unberührten Natur zurück sind. Allerdings gibt es keine Heilsgarantie (Ungewissheit vor der Willkür der Natur).
B – Christliche Weltsicht
Schöpfung
- Gott liebt die Welt, also den gesamten Kosmos (Joh 3,16; Kol 1,20).
- Die Umwelt ist nie die ganze Umwelt des Menschen; Gott ist seine (wichtigste) Umwelt.
- Der Mensch ist mehr als der Rest der Schöpfung (Ps 8,5; Mt 10,31).
- Der Schutz der Natur ist implizit, nicht explizit. Sie fliesst aus der Liebe zu Gott und dem Nächsten.
- Gott schuf einen Garten, also nicht unberührte Natur, sondern eine personal geschaffene Ordnung.
- Der Mensch ist mit der Weiterentwicklung – zu Gottes Ehre – beauftragt. Gottes Herrlichkeit soll den ganzen Erdboden bedecken (Hab 2,14).
Sündenfall
- Der Startpunkt der Säkularisierung: Das Jenseits und Diesseits wurden getrennt; im Deismus wurde das Eingreifen Gottes verneint. Über die Zeit wurde Gott mehr und mehr ausgeblendet.
- Der Mensch kann nicht ohne Ersatz leben. Er muss entweder den Mitmenschen (Sozialismus/Marxismus) oder die Umwelt (aktuelle Ersatzreligion) aufblähen, das heisst zum höchsten Gut erheben.
- Wenn etwas (anstelle Gottes) erhöht wird, muss anderes erniedrigt (unterjocht) werden.
- In der Umweltbewegung wird der Mensch unterjocht.
- Dies äussert sich in Selbsthass.
- Eine empirisch nachweisbare Folge ist die Selbstabschaffung: Kinderlosigkeit.
Wiederherstellung
- Diagnose: Unser grösstes Problem sind die nicht kompostierbaren Sünden. Die wahre Umweltkatastrophe ist die Sünde.
- Die Lösung ist individuelle Umkehr, nicht Umdeutung. Wer die Umwelt als tiefer liegendes Problem bezeichnet, spannt den Karren vor das Pferd.
- Es gibt zwei Gruppen unter Christen (als Extreme): Skeptiker (den Klimawandel hat es schon immer gegeben) und Sympathisanten (Umweltschutz ist Dienst an Gottes Schöpfung).
- Vorsicht: Guter Vorsatz schützt nicht vor modernen Götzendienst (Röm 1,25). Aus Nächstenliebe können Christen keine reinen Skeptiker sein, aus Gottesfurcht keine Sympathisanten.
- Christen können die Beziehung zu Gott überbetonen (Weltflucht); Spiritualismus ist keine Lösung.
- Christen können die Beziehung zum Mitmenschen überbetonen. Dies endet in der (Schein-)Erlösung durch soziales Engagement (Gutmenschentum).
- Drittens werden die guten Werke der Umweltreligion (Konformismus) keine Erlösung bringen.
Vollendung
- Wer die Natur zum Götzen macht, bringt sich selbst unter das Gericht.
- Die wahre Nachhaltigkeit betrifft die Ewigkeit.