Predigt: Jesus, folge mir nach!?

Matthias Kradolfer in seiner Predigt zu Palmsonntag beantwortete im zweiten Teil ausgehend von der krassen Differenz zwischen Palmsonntag (triumphaler Einzug in Jerusalem) und der Kreuzigung (bloss 120 Stunden später) die Frage: Können wir ihn auch loben, wenn es schwer wird – wir enttäuscht worden sind – es Nachteile bringt?

Zum Hintergrund: Gemäss Joh 12,17 war die Menschenmenge wegen der Auferstehung von Lazarus dort. Sie wollten noch mehr Wunder erleben. Die Jünger sahen sich mutmasslich schon als Minister… und dann kam es ganz anders.

Systematische Antwort (Teil I): Es geht um ein ausgewogenes Verständnis der Spannung zwischen «jetzt schon» und «noch nicht».

  • Wir neigen bei Spannungen gerne zur Auflösung.
  • Jetzt schon kann Gott in mein Leben eingreifen. Alles ist jedoch nur ein Schatten des Zukünftigen.
  • Wir sind auf jeden noch nicht vollständig geheilt; die nächste Krankheit kommt bald.
  • Schieflagen auf beide Seiden sind möglich.
  • Ein funktionaler Atheismus rechnet faktisch nicht mit Seinem Eingreifen.
  • Umgekehrt führt eine «überrealisierte Eschatologie» (wir gehen von Segnungen aus, die uns erst in der Zukunft verheissen sind) dazu, dass wir mit Leid unfähig sind umzugehen.

Systematische Antwort (Teil II): Wir müssen sorgfältig zwischen dem Geber und dessen Gaben unterscheiden.

  • Beim ersten heisst es: «Ich folge Jesus wegen Jesus nach.» Beim zweiten: «Ich folge Jesus nach wegen seinen Gaben.»
  • Im zweiten Fall geht es um meine eigene Herrlichkeit. Das ist der mutmasslich grösste Stolperstein für uns Christen in der westlichen Welt. 
  • Das Glückseligkeitsideal heute lautet nämlich: Das Leben ist erst Leben, wenn man Gefühle hat und gesund ist. Jesus wie eine App auf dem Handy; das Betriebssystem bin immer noch ICH.
  • Darum eine Testfrage zum Thema Himmel: Denke ich auch an Jesus? 
  • Wenn Jesus mir nachfolgen soll, werden Probleme zur Ausfahrt aus dem Glauben; wenn du Jesus nachfolgst, werden Probleme dich in die Arme Gottes treiben.