Predigt: Hat Paulus Allegorien verwendet?

Bei meinem erneuten Durchgang durch die Paulusbriefe (bisher: 13 Vogelflüge durch die Paulusbriefe, Einführung in Aidlingen 2018 & 2022) beschäftigte ich mich zuerst mit dem mutmasslichen frühesten Brief an die südgalatischen Gemeinden.

Dabei wollte ich den anspruchsvollen Abschnitt aus Kapitel 4,21-31 aus der Sichtweise von Neutestamentlern erkunden (insbesondere den dabei gewählten “bildlichen Sinn” in V. 24).

Dabei stiess ich auf diese Dissertation, das die Forschung so zusammenfasst (S. 123):

Viele meinen, dass die Beantwortung der Frage “Was bedeutet ἀλληγορέω?” auch die Beantwortung der Frage “Hat Paulus Allegorien verwendet?” bedeutet. Andere sind anderer Meinung. Einige versuchen, die Frage zu beantworten, indem sie ein breites Spektrum an antiken Exegeten untersuchen. Andere beschränken ihren Blick auf die expliziten Betrachtungen der rhetorischen Handbücher des ersten Jahrhunderts. Es gibt hier kaum Gemeinsamkeiten, außer einer Sache: Philo repräsentiert, was Allegorie im ersten Jahrhundert bedeutete, meine zweite Unterthese. Mit Ausnahme von James Barr sind sich fast alle Gelehrten einig, dass Philo als Vorbild für das antike Handwerk dient.

Was bedeutete die griechische Formulierung genau (147)?

Sollte die Formulierung ἅτινά ἐστιν ἀλληγορούμενα mit “dies kann nun allegorisch gedeutet werden” oder mit “diese Dinge sind metaphorisch” wiedergegeben werden? Ersteres liegt sicherlich innerhalb des möglichen Bedeutungsspektrums des Wortes und erklärt die medio-passive Form. Es gibt jedoch zwingendere Gründe, die für die zweite Variante sprechen.

Es kommt zu folgenden hermeneutischen Schlussfolgerungen (230):

Erstens war Paulus eindeutig der Meinung, dass der Text seine Lesart rechtfertigte. Er eröffnet Galater 4:21-31 mit einem Aufruf, den Text zu hören, und wie ich oben argumentiert habe, ist der Satz ἅτινά ἐστιν ἀλληγορούμενα Paulus’ Art zu sagen, dass die Galater die Schrift falsch verstanden haben. Mit diesen beiden Aussagen wird behauptet, dass der Text eine objektive Bedeutung hat. Sie sind nicht Paulus’ Art zu zeigen, dass er mit dem Text spielt.

Zudem hörte ich mir die Auslegung von Thomas Schreiner “Citizens of a Free City” an. Es lohnt sich die biblische Re-Definition des westlich verfremdeten Freiheitsbegriffes anzuhören (erste paar Minuten).