Buchhinweis: Die Macht der Gewohnheit

Wie ändern sich Gewohnheiten? Diese Frage beschäftigt mich sowohl beruflich wie auch privat seit Jahren. Charles Duhigg (* 1974) beschreibt in “Die Macht der Gewohnheit: Warum wir tun, was wir tun” anhand zahlreicher Fallbeispiele den – letztlich göttlich verankerten – Modus zur Veränderung:

Wie ändern sich Gewohnheiten? Leider gibt es keine feste Folge präzise definierter Schritte, die garantiert bei jedem Menschen funktionieren. Wir wissen, dass sich eine Gewohnheit niemals vollständig beseitigen lässt – vielmehr muss sie ersetzt werden. Und wir wissen, dass die goldene Regel der Gewohnheitsänderung lautet: Wenn wir den Auslösereiz und die Belohnung beibehalten, können wir eine neue Routine installieren. Aber das allein genügt nicht. Damit eine Gewohnheitsänderung von Dauer ist, müssen Menschen daran glauben, dass Veränderung möglich ist. Und in den meisten Fällen lässt sich diese Überzeugung nur mit Hilfe einer Gruppe verankern. Wenn Sie mit dem Rauchen aufhören wollen, sollten Sie sich eine andere Routine ausdenken, die das Verlangen befriedigt, das von Zigaretten ausgelöst wird. Suchen Sie sich dann eine Selbsthilfegruppe ehemaliger Raucher oder eine Gemeinschaft, die Sie in dem Glauben bestätigt, dass Sie auf Nikotin verzichten können, und wenden Sie sich immer dann an diese Gruppe, wenn Sie das Gefühl haben, Sie könnten schwach werden.

Wenn Sie abnehmen wollen, sollten Sie Ihre Gewohnheiten analysieren, um herauszufinden, weshalb Sie wirklich jeden Tag Ihren Schreibtisch verlassen, um einen Snack zu essen, und dann sollten Sie jemanden suchen, der mit ihnen einen Spaziergang macht, mit Ihnen am Schreibtisch statt in der Cafeteria plaudert, eine Gruppe, die Diätziele gemeinsam verfolgt, oder jemanden in Ihrer Nähe, der lieber ein paar Äpfel als Chipstüten vorrätig hält. Die empirischen Befunde sind eindeutig: Wenn Sie eine Gewohnheit ändern wollen, müssen Sie eine alternative Routine finden, und Ihre Erfolgschancen erhöhen sich dramatisch, wenn Sie dies im Rahmen einer Gruppe tun. Der Glaube ist unerlässlich, und er erwächst aus einer gemeinschaftlichen Erfahrung, auch wenn diese Gemeinschaft nur aus zwei Personen besteht. Wir wissen, dass es möglich ist, Verhalten zu verändern. Alkoholiker können mit dem Trinken aufhören. Raucher können mit dem Rauchen aufhören. Sie können aufhören, Nägel zu kauen oder bei der Arbeit Snacks zu essen, Ihre Kinder anzuschreien, die ganze Nacht aufzubleiben oder sich aus nichtigem Anlass Sorgen zu machen. (127-128)

… Wenn man sich darauf konzentriert, Schlüsselgewohnheiten umzugestalten oder zu kultivieren, kann man weitreichende Veränderungen bewirken. Allerdings ist das Identifizieren von Schlüsselgewohnheiten eine knifflige Sache. Um sie zu finden, muss man wissen, wo man nach ihnen suchen muss. Um Schlüsselgewohnheiten zu erkennen, muss man bestimmte Merkmale aufspüren. Schlüsselgewohnheiten vermitteln das, was in der Fachliteratur »kleine Gewinne« (small wins) genannt wird. Durch Schaffung neuer Strukturen tragen sie dazu bei, dass sich andere Gewohnheiten entfalten können, und sie etablieren Kulturen, in denen sich Veränderungsprozesse ausbreiten. Aber wie O’Neill und andere herausgefunden haben, bedarf es einer gewissen Findigkeit, um die Kluft zwischen dem Verständnis dieser Prinzipien und ihrer Anwendung zu überbrücken. (145)