Input: Veränderungen in den Grundparadigmen der Beratung

Rund 20 Jahre nach meiner ersten Coachingausbildung begab ich mich in alte Gewässer und wollte erfahren, wie gestandene Berater (wie Rolf Balling oder Erich Hartmann), die vor Jahrzehnten das Business-Coaching im deutschen Sprachraum mit etabliert und viele grosse Industrie- und Dienstleistungskonzerne beraten haben, heute die Entwicklung sehen und die Veränderungen der letzten Jahre kommentieren. Dieser These stimme ich uneingeschränkt bei:

Der alte Befreiungsimpetus, der seit Mitte des 20. Jahrhunderts wirksam die Autonomie- und Befreiungsbewegung (vor allem der Humanistischen Psychologie) getragen hat, ist an sein Ende gekommen. Beratung bedeutet heute vor allem Orientierungs-, Kuratierungs- und Empfehlungsarbeit.

Ebenso sehe ich heute eine viel grössere Offenheit zur Einflussnahme im Gegensatz zu der damals heiligen Kuh “Beratung ohne Ratschlag”. Beratung ist stets Einflussnahme. Wir haben es heute im Business mit informierten, beratungs-erfahrenen Klienten zu tun.

Bezüglich Dilemmata gehe ich ebenfalls weitgehend mit. Es gilt sie auszuhalten, Möglichkeiten abzuwägen und zu einer entschiedenen Haltung ohne nachträgliches Zaudern und Klagen zu kommen:

Dilemmata können uns bescheiden machen. Sie führen uns in Suchprozesse, an unsere Grenzen; und häufig schenken sie uns die Gelegenheit, unseren ‚Frame of Reference‘, unsere Sicht der Welt, zu überprüfen und zu erweitern. 

… Es bleibt die situative Unmöglichkeit, zwei uns wichtigen Werten und/oder Zielen, gleichzeitig und ohne Abstriche gerecht zu werden. 

… Dilemmata sind wie ein schwarzes Loch oder wie der Minotaurus im Labyrinth von Kreta. Sie können uns einfangen und einsaugen. Angeraten ist es da, Abstand zu wahren und sich bei kreisender Annäherung anzuseilen.

Übrigens habe ich vor Jahren einige weltanschauliche Einordnungshilfen zur Transaktionsanalyse zusammengestellt.