Interview: C. S. Lewis’ Weg zum Glauben

Fabian Grassl hat sich mit dem Lewis-Spezialisten Feinendegen unterhalten.

Zur Lewis-Faszination

(Minute 5) Joseph Pieper im Nachwort zu seiner Übersetzung “Über den Schmerz”) Er kennt keine Schrift im zeitgenössischen philosophischen theologischen Schrifttum, die so ernsthaft und zugleich so heiter und auch so tiefgründig über die wichtigsten Fragen des Menschseins spricht.

(Minute 7)  Bei den Büchern von Lewis fühlt man sich wie zu einem Gespräch eingeladen. Man fühlt sich nicht belehrt und von oben herab behandelt. Lewis schafft es den Leser abzuholen und auf Augenhöhe zu kommunizieren. … Er ist bewusst mit Sprache umgegangen ist. Er suchte sehr intensiv nach der passenden Sprache, um seinen Zeitgenossen den Glauben wieder nahe zu bringen – in einer Sprache, die von ihnen verstanden werden kann.

Zur Sehnsucht

(Minute 21ff) Gott hat nichts gegen die Freude, schliesslich hat er sie ja erfunden. Ja, er ist der Quell der Freude. Der Kern all unserer Freuden ist christlich verstanden letztlich eben die Gemeinschaft mit ihm. … Lewis spricht von einer Sehnsucht (Longing) als etwas, das sich auf ein Objekt ausrichtet;  von dem er einfach nicht wusste,  was diese darstellt und wem sie gilt. Obwohl sie nicht erfüllt war, empfand er sie als wertvoller als jegliche andere Erfüllung. Er hat manche mögliche Erfüllung durchprobiert, etwa die Sexualität oder (ganz kurz) das Okkulte. Er stellte fest: Das ist es nicht. Sie erwies sich als etwas Wertvolleres als jegliche irdische Erfüllung. … Wenn in der Welt der Sinne, also des körperlich Erfahrbaren nichts als Objekt dieser Sehnsucht gefunden werden kann, dann muss es etwas jenseits dieser Welt sein. … Letztlich ist es – in Anlehnung an den ontologischen Gottesbeweis – das, worüber hinaus nicht Grösseres gedacht werden kann.

Gott als Einmischer

(Minute 33ff) Durch seine Situation zu Hause (mit einem emotional übergriffigen Vater) und in der Schule (Internat mit tyrannischem Vorsteher) entstand bei Lewis der Wunsch, möglichst wenig Einmischung in sein Leben von außen zu ertragen. Der Gedanke, jetzt noch einen himmlischen Vater zu haben, der genau dasselbe noch einmal tut – der nämlich mit den ganzen entsprechenden moralischen Ansprüchen kommt, wie man sich zu verhalten hat oder wie auf keinen Fall; der Gedanke, dass man hier auf Erden sozusagen ständig diese Einmischungen zu erleben hat und dann noch jemanden, der mit noch viel mehr Macht über einen ausgestattet ist, war ihm unerträglich. Mit dieser Erfahrung spricht Lewis viele Menschen an. Viele sehen Gott als den grossen Einmischer, den Polizisten mit erhobenem Zeigefinger, der eigentlich nur darauf wartet, dass wir einen Fehler begehen; der uns sagen möchte, was wir zu tun und zu lassen haben.

(Minute 36) über Lewis’ Abwendung in der frühen Adoleszenz nach einer Phase mit starkem religiösem Leistungsdruck) Es war für ihn eine große Erleichterung, als er diesen Kinderglauben, der ja mit vielen zwanghaften Vorstellungen verbunden war, abgelegt hat und Atheist wurden. Nu war er frei, ja autonom Gott gegenüber. Deshalb weil eben dieser Wunsch nach Autonomie nach Selbstbestimmung so stark bei ihm gewesen ist, ist es umso spannender zu verfolgen, wie er dann später doch wieder zu einem personalen Gott zurückgefunden hat; entdeckte, dass wir unsere wahre Freiheit eigentlich erst in der Beziehung zu Gott finden.