An anderer Stelle habe ich den für mich klaren Befund der Bibel zur Willensfreiheit des Menschen bezogen auf das Heil dargestellt (hier, wichtige Bezugsquelle hier). Andy Naselli hat eine hilfreiche Gliederung zur Diskussion erstellt:
1. Definitionen
Wille: Funktion des Wählens
Zwingende und nicht-zwingende Ursachen
a) Zwingende Ursachen veranlassen den Menschen, gegen seinen Willen zu handeln.
b) Nicht-zwingende Ursachen zwingen den Menschen nicht dazu, gegen seinen Willen zu handeln, sind jedoch ausreichend, um eine Handlung zu bewirken.
Inkompatibilismus vs. Kompatibilismus
a) Inkompatibilismus: Determinismus und menschliche Freiheit sind unvereinbar.
b) Kompatibilismus (d.h. Soft-Determinismus): Determinismus und menschliche Freiheit sind vereinbar.
Indeterminismus vs. Determinismus
a) Indeterminismus: Wahrhaft freie Handlungen sind nicht kausal determiniert.
b) Determinismus: Alles ist kausal determiniert.
- Weicher Determinismus = Determinismus + menschliche Freiheit
- Harter Determinismus = Determinismus – menschliche Freiheit
- Der Kompatibilismus (d. h. der weiche Determinismus) lehnt den Fatalismus ab.
- Der Kompatibilismus (d. h. der weiche Determinismus) lehnt den harten Determinismus ab.
Libertäre Willensfreiheit vs. freies Handeln
- Libertäre Willensfreiheit (d.h. kontra-kausaler freier Wille oder die Macht der konträren Wahl) ist die Fähigkeit, entweder etwas zu tun oder nicht zu tun.
- Freies Handeln (d. h. die Freiheit der Selbstbestimmung oder die Freiheit der Spontaneität) ist die Fähigkeit, das zu tun, was eine Person tun will.
Gottes allgemeine Souveränität vs. Gottes spezifische Souveränität
- Gottes allgemeine Souveränität: Gott ist für alles zuständig, ohne alles zu kontrollieren
- Gottes spezifische Souveränität (d. h. die sorgsame Vorsehung): Gott hat alles vorherbestimmt; er kontrolliert alles, um seine Ziele zu erreichen.
2. Was haben namhafte Theologen über den “freien Willen” gedacht? (nach R. C. Sproul)
- Wir sind zum Gehorsam fähig: Pelagius (ca. 354-415)
- Wir sind unfähig zum Gehorsam: Augustinus (354-430)
- Wir sind fähig zu kooperieren: Semi-Pelagianer (Johannes Cassian, ca. 360-435; Konzil von Trient, 1545-63)
- Wir sind der Sünde unterworfen: Martin Luther (1483-1546)
- Wir sind freiwillige Sklaven: Johannes Calvin (1509-64)
- Wir sind frei zu glauben: Jakobus Arminius (1560-1609)
- Wir sind geneigt zu sündigen: Jonathan Edwards (1703-58)
- Wir sind nicht von Natur aus verdorben: Charles Grandison Finney (1792-1875)
- Wir sind fähig, zu glauben: Lewis Sperry Chafer (1871-1952)
Was sind die biblischen und theologischen Gründe für den Kompatibilismus und gegen Inkompatibilismus?
- Die Bibel sagt nie, dass der Mensch frei ist in dem Sinne, dass er autonom Entscheidungen treffen kann, die nicht durch irgendetwas verursacht werden.
- Gott ist absolut souverän.
Einwand: Manche argumentieren, dass die Verse, in denen Gottes Vorsehung das Universum beherrscht, nur Ausnahmen sind, aber nicht beschreiben, wie Gott normalerweise durch Menschen wirkt.
Einwand: Einige argumentieren, dass dies Gott zum Urheber und Vermittler der Sünde macht. - Der Mensch ist moralisch verantwortlich, was voraussetzt, dass er frei ist.
Einwand: Einige argumentieren, dass echte Entscheidungen nicht von Gott verursacht werden können. - Die Bibel begründet die menschliche Verantwortlichkeit nicht mit dem freien Willen des Menschen.
- Gottes absolute Souveränität und menschliche Freiheit und Verantwortung sind gleichzeitig
- wahr.
- Die Bibel verurteilt einige Menschen für Handlungen, die nicht aus freiem Willen geschehen sind.
- Gott ist allwissend (z. B. sagt er zukünftige Ereignisse voraus).
- Gott hat die Heilige Schrift durch Menschen gehaucht, ohne deren Persönlichkeiten zu beeinträchtigen.
- Gott befähigt Christen zum Ausharren: Christen arbeiten, weil Gott arbeitet.
- Gott selbst hat keinen freien Willen im libertären Sinne.
- Das Volk Gottes hat im Himmel keinen freien Willen im libertären Sinne.