Input: Wenn konservative Evangelikale Fakten und Interpretation nicht auseinanderhalten

Vor einiger Zeit habe ich auf die Besorgnis erregenden Entwicklung in theologisch konservativen Gemeinden berichtet (“Zwischen emotionalen Mimosen und gefühlskalten Rechtgläubigen” sowie “Deutliche Bruchlinien auch innerhalb konservativer Evangelikaler”).

Der Autor von “Critical Dilemma: The Rise of Critical Theories and Social Justice Ideology—Implications for the Church and Society” hat eine beispielhaft ausgewogene Rezension zu einem inhaltlich explosiven Buch “Shepherds for Sale: How Evangelical Leaders Traded the Truth for a Leftist Agenda” verfasst.

Diese Differenziertheit wird in der kommenden Zeit wichtig sein. Ich habe beispielhaft Auszüge der Rezension entnommen, welche die Grundhaltung widerspiegelt:

Weder-noch-Haltung: Für viele Kritiker des Buches ist es ein Werk falscher, spaltender und gefährlicher Propaganda, das von vornherein abgelehnt werden sollte. Für viele seiner Fans ist es ein schockierendes, tadellos recherchiertes, mutiges Exposé über den durch und durch evangelikalen Kompromiss. In dieser Rezension werde ich argumentieren, dass keine der beiden Einschätzungen völlig korrekt ist.

Abhängigkeiten deklarieren: Evangelikale Organisationen, die Gelder aus externen Quellen erhalten, müssen besonders vorsichtig mit dem subtilen oder expliziten Druck sein, den diese Verbindungen ausüben können.

Asymmetrien nicht schönreden: Kritiker wie Basham sehen zu Recht eine Asymmetrie im Umgang mit den verschiedenen politischen Gruppierungen, wie sie in dem markigen Satz „rechts schlagen, links verhätscheln“ zusammengefasst ist.

Beide Seiten adäquat darstellen: Basham beklagt nicht die Tatsache, dass christliche Führer persönlich eine bestimmte Position vertreten, sondern dass sie diese vereinfachen, es versäumen, beide Seiten darzustellen, und sie als die einzige intelligente christliche Sichtweise darstellen, während sie gleichzeitig abweichende Meinungen unterdrücken.

Auch gegen den eigenen Stamm sprechen: Eine der Schwierigkeiten, die die Polarisierung unserer Kultur mit sich bringt, besteht darin, dass die Menschen im Allgemeinen nicht bereit sind, gegen „ihren Stamm“ Partei zu ergreifen. Aber die Wahrheit muss mehr zählen als unsere Stammeszugehörigkeit. Progressive mögen sich damit zufrieden geben, einen relativistischen Standard von „deine Wahrheit“ und „meine Wahrheit“ anzunehmen, aber Christen können das nicht.

Sorgfalt mit Quellen: Erstens behaupte ich nicht, dass diese Fehldarstellungen beabsichtigt sind. Es gibt viele Möglichkeiten, wie ein Autor ein Zitat versehentlich falsch darstellen kann. Zweitens behaupte ich nicht, dass diese Fehldarstellungen die zentrale These des Buches widerlegen. 

Unzuverlässige Interpretationen: Basham ist der Ansicht, dass eine falsche Darstellung eines Clips die Einordnung aller anderen in Frage stellt. Nachdem ich mehrere falsche Darstellungen in Bashams Werk gefunden habe, bin ich leider zu einem ähnlichen Schluss gekommen: Sie ist eine unzuverlässige Interpretin. Auch wenn viele ihrer Behauptungen wahr sein mögen, kann ich nicht davon ausgehen, dass jedes Zitat, das ich in ihrem Buch finde, korrekt wiedergegeben wurde.

Vereinfachte Darstellungen: Bashams Buch ist nach einem einfachen Schema aufgebaut: Es gibt gute Pastoren und schlechte Pastoren, stramme Konservative und schwammige Progressive, Wölfe und Hirten. Eine weitere Unterscheidung ist die zwischen progressivem Abdriften und konservativer Stabilität. Progressive Institutionen korrumpieren Pastoren mit Geld und Prestige, während Konservative dieser Versuchung widerstehen. Beide Darstellungen sind jedoch stark vereinfacht.

Umkehrung prüfen: Die Popularität von Bashams Buch ist der Beweis dafür, dass Erfolg, Ruhm und Geld nicht nur durch einen Schlag gegen rechts, sondern auch durch einen Schlag gegen links erreicht werden können.

Sich nicht über Verschiebungen hinwegtäuschen: Einige Evangelikale driften in der Tat nach links ab (oder stürzen nach links). Einige COVID-Antworten wurden falsch behandelt. Kritische Ethnien- und Queer-Theorie wurden schöngeredet. Es ist an der Zeit, in dieser Hinsicht ehrlich zu sein. Verstecken Sie sich nicht hinter den Fehlern dieses Buches, um es gänzlich abzutun. Wenn Sie Fehler gemacht haben, stehen Sie zu ihnen.