Input: Einführung in die hebräische Poesie

Im Großen und Ganzen enthält das Alte Testament zwei Arten von Literatur: Prosa und Poesie. Die Reformations-Studienbibel bietet einen ausgezeichneten Überblick über die hebräische Posie. Ich habe die wichtigsten Aussagen zusammengestellt.

Die meisten hebräischen Gedichtzeilen bestehen aus zwei Abschnitten oder cola (sg. colon) und werden als bicola (sg. bicolon) bezeichnet.
Beispiel: sondern hat Lust am Gesetz des HERRN // und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht! (Ps 1,2)
Einige hebräische Gedichtzeilen bestehen aus drei Kola und werden als Trikola (sg. Trikolon) bezeichnet.
Beispiel: Vernimm mein Schreien, // mein König und mein Gott; // denn ich will zu dir beten. (Ps 5,3)
Selten gibt es auch das Monocolon.
Beispiel: Wohl allen, die auf ihn trauen! (Ps 2,12b)

Gedichtzeilen lassen sich in Strophen gruppieren. Eine Strophe enthält typischerweise eine gemeinsame Idee.
Die beiden auffälligsten Merkmale der hebräischen Poesie sind der Parallelismus und die Verwendung von Bildern.

Der Parallelismus bezieht sich auf die Entsprechung zwischen den Segmenten/Kolon einer Gedichtzeile.
Erstes und zweites Colon verstärken (synonymer Parallelismus)
Beispiel: Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Ausdehnung verkündigt das Werk seiner Hände. (Ps 19,1)
stellen gegenüber (antithetischer Parallelismus)
Ein weiser Sohn macht seinem Vater Freude, aber ein törichter Sohn ist der Kummer seiner Mutter. (Spr 10,1)
… oder – in den meisten Fällen – ergänzen einander (synthetischer Parallelismus).

Biblische Dichter verwenden gängige Figuren wie das Gleichnis (Beispiele: Der Gerechte ist „wie ein Baum“; Ps 1,3) und die Metapher („Der Herr ist mein Hirte“; Ps 23,1).
Die Metonymie ist eine Redewendung, bei der ein Wort oder ein Ausdruck durch ein anderes ersetzt wird, mit dem es eng verbunden ist.
Beispiel: Denn in ihrem Mund ist nichts Zuverlässiges; ihr Inneres ist [voll] Bosheit. (Ps 5,10)
Synekdoche ist eine Redewendung, die einen Teil für das Ganze oder das Ganze für einen Teil verwendet.
Beispiel: Denn ich verlasse mich nicht auf meinen Bogen, und mein Schwert kann mir nicht helfen. (Ps 44,7)
Hyperbel: Verwendung von Übertreibungen für rhetorische Zwecke
Beispiel: Sie fuhren empor zum Himmel und hinab zur Tiefe. (Ps 107,26)

Hebräische Dichter ordneten die Strophen in Gedichten nach verschiedenen Mustern an. Das lineare Muster (A B C D E) ist das häufigste und am einfachsten zu befolgende.
Beispiel: Preist den Herrn im ganzen Universum (Ps 150,1), preist den Herrn für seine Taten (V. 2), preist den Herrn mit Instrumenten (V. 3-5), preist den Herrn durch alle seine Geschöpfe (V. 6).
Das parallele Muster (A B A B) in Strophen funktioniert wie der Parallelismus in Zeilen.
Beispiel: Aufruf zum Lob des Herrn (Ps 100,1-2), Gründe zum Lob des Herrn (V. 3), Aufruf zum Lob des Herrn (V. 4) und Gründe zum Lob des Herrn (V. 5).
Das symmetrische, konzentrische oder chiastische Muster verwendet die Umkehrung der Reihenfolge (A B B A).
Beispiel: Eile zu helfen (Ps 70,1), Flüche über die Gottlosen (V. 2-3), Segnungen für die Gerechten (V. 4), Eile zu helfen (V. 5).

Akrostichon: Bei dieser Art von Komposition beginnen die Zeilen oder Strophen mit aufeinanderfolgenden Buchstaben des Alphabets.
Das herausragende Beispiel ist Psalm 119, bei dem jede nachfolgende Strophe auf dem nächsten Buchstaben des hebräischen Alphabets basiert; weitere Beispiele sind Ps 9, 10, 25, 34, 37, 111, 112 und 145.