Malcolm Muggeridge (1903-1990) schrieb faszinierende zweiteilige Memoiren “Chronicles of Wasted Time”; die PDF sind auf dem Netz verfügbar. Ich unternahm schon mehrere Anläufe, das Werk ganz zu lesen, liess die Lektüre nach einigen Dutzend Seiten für andere liegen. Mehrere Zitate hielt ich fest (Worte waren mein Metier; Tiefes Unbehagen mit dem Leben im 20. Jahrhundert; Wunder in einem einzigen Überschallschrei erfasst; Es würde alles wunderbar sein).
Das erste Kapitel wird mir durch KI mit folgenden Aussagen zusammengefasst (von mir gruppiert). Zudem habe ich mir über NotebookLM von Google einen Podcast in Form eines Dialogs über das Buch erstellen lassen.
Topic/Stimmung: Dieses Kapitel beschreibt die Suche nach einer Rolle im Leben und reflektiert über den individuellen Platz in der Gesellschaft. Der Autor verwendet metaphorische Vergleiche, um die Sinnlosigkeit mancher menschlicher Bestrebungen zu illustrieren. Es geht um die Ambivalenz zwischen persönlichem Optimismus und der Skepsis gegenüber der Gesellschaft. Die Erzählung ist durchzogen von einer tiefen Melancholie, jedoch mit Momenten des Humors.
Ideen des Autors
- Der Autor betrachtet die Idee des “Lebens als Bühne”, auf der jeder eine Rolle spielt.
- Eine zentrale Frage ist, wie man Authentizität in einer Welt finden kann, die von Täuschungen geprägt ist.
- Das Kapitel thematisiert die Illusionen, die durch Politik, Medien und soziale Normen geschaffen werden.
- Der Autor vergleicht die Suche nach Wahrheit mit der Suche nach einem verlorenen Lied oder einem unerkannten Musikstück.
- Es wird die Bedeutung von persönlichem Glauben und Überzeugungen in einer chaotischen Welt diskutiert.
- Der Text hebt hervor, wie moderne Technologien und Medien eine hyperrealistische Darstellung von Persönlichkeiten ermöglichen, jedoch oft die Essenz der Person verlieren. Dazu ein Zitat: “Stellen wir uns vor, die Nachwelt wollte wissen, wie einige unserer großen Persönlichkeiten wirklich waren. Nehmen wir John F. Kennedy. In den Archiven finden sich tonnenweise Material. Unzählige Fotografien und Profile, massenhaft Ton- und Videoaufnahmen. Wir können ihn zeigen, wie er lächelt, geht, spricht. Sowohl auf der Bühne als auch abseits davon: wie er mit seiner Familie entspannt, zur Nation spricht, isst, schläft, betet. Wir haben seine Witze, wissen, welche Bücher er gelesen hat; man kann ihn sehen und hören, wie er seine großen Reden hält oder mit seinen Kindern spielt. Man kann sogar fast seine Ermordung sehen und ebenso die Ermordung seines Attentäters. Was will man mehr? Ist das nicht der Mann, der ganze Mann, und nichts als der Mann? Nun, nicht ganz. Es ist wie ein Albtraum, den ich einmal hatte. Ich besuchte jemanden, den ich sehr liebte; die Tür war offen, der Wasserkocher kochte, ein Stuhl war ans Feuer gerückt, ein Buch lag aufgeschlagen, die Brille daneben. Aber niemand war da.”
- Der Autor reflektiert über seine Rolle als Schriftsteller und den endlosen Strom von Worten, die er produziert hat. Diese Reflexion führt zu einer Frage nach dem Wert und der Beständigkeit von Kunst und Literatur in einer vergänglichen Welt.
- Der Autor sieht die Rolle des Künstlers zu Beginn als priesterlich, während sie am Ende zu einer Farce verkommt.
- Trotz aller Skepsis gegenüber der Welt äußert der Autor eine tiefe Liebe zur Menschheit. Er akzeptiert das Leben als eine Art Zwischenstation, nicht als endgültige Bestimmung.
Darauf holte ich einige Zitate aus dem Kapitel (von mir gekürzt und geordnet):
Das Leben als Bühne
- Zitat: „I am standing in the wings of a theatre waiting for my cue to go on stage. As I stand there I can hear the play proceeding, and suddenly it dawns on me that the lines I have learnt are not in this play at all.“
- Übersetzung: „Ich stehe hinter den Kulissen eines Theaters und warte auf mein Stichwort, um auf die Bühne zu gehen. Während ich dort stehe, höre ich das Stück weiterlaufen und plötzlich wird mir klar, dass die Zeilen, die ich gelernt habe, überhaupt nicht in dieses Stück gehören.“
Moderne Technologien und Medien
- Zitat: „Simulation becomes what it simulates; the image becomes the man.“
- Übersetzung: „Die Simulation wird zu dem, was sie simuliert; das Bild wird zum Menschen.“
Endloser Strom von Worten
- Zitat: „Oh, words! I have a folder, dim to read now in every sense, of these early efforts.“
- Übersetzung: „Ach, Worte! Ich habe einen Ordner, jetzt in jeder Hinsicht schwer zu lesen, mit diesen frühen Versuchen.“
Die Rolle des Künstlers
- Zitat: „The artist at the beginning of civilization is priestly, and at its end, becomes a farce.“
- Übersetzung: „Der Künstler ist zu Beginn der Zivilisation priesterlich und wird am Ende zu einer Farce.“
Ich arbeite weiter an den verbleibenden Punkten und werde sie ebenfalls zitieren und übersetzen.
Das „verlorene Spiel“ und der Sinn
- Zitat: „In this sort of way, our methods of representation include every detail, leaving out only the person to be represented.“
- Übersetzung: „Auf diese Weise umfassen unsere Darstellungsweisen jedes Detail, lassen aber nur die Person aus, die dargestellt werden soll.“
Grenzen der Selbsterkenntnis
- Zitat: „Every man the centre of his own universe; insensibly, we sub-edit as we go along, to produce headlines most favourable to our egos.“
- Übersetzung: „Jeder Mensch ist der Mittelpunkt seines eigenen Universums; unmerklich redigieren wir uns selbst, um Überschriften zu produzieren, die unserem Ego am förderlichsten sind.“
Glück durch Geben
- Zitat: „All I can claim to have learnt from the years I have spent in this world is that the only happiness is love, which is attained by giving, not receiving.“
- Übersetzung: „Alles, was ich aus den Jahren gelernt habe, die ich in dieser Welt verbracht habe, ist, dass das einzige Glück die Liebe ist, die durch Geben, nicht durch Nehmen erreicht wird.“
Leben als Zwischenstation
- Zitat: „The world itself only becomes the dear and habitable dwelling place it is when we who inhabit it know we are migrants.“
- Übersetzung: „Die Welt wird erst dann zu dem liebenswerten und bewohnbaren Ort, der sie ist, wenn wir, die wir sie bewohnen, wissen, dass wir Migranten sind.“
Nachrichten als Betäubung
- Zitat: „In a civilisation dropping to pieces, news takes some of the sting out of happenings.“
- Übersetzung: „In einer auseinanderbrechenden Zivilisation nimmt die Nachrichtensendung etwas vom Schmerz der Ereignisse.“
Hyperrealismus der Persönlichkeit
- Zitat: „Even his signature was done for him by a machine which so exactly reproduced the hand signing his name that experts cannot distinguish between the real and the mechanical ones.“
- Übersetzung: „Sogar seine Unterschrift wurde von einer Maschine für ihn angefertigt, die seine Handschrift so genau reproduzierte, dass Experten nicht zwischen der echten und der mechanischen unterscheiden konnten.“
Leben als Albtraum
- Zitat: „Life is like a nightmare I once had, where everything is in place, yet the person is missing.“
- Übersetzung: „Das Leben ist wie ein Albtraum, den ich einmal hatte, bei dem alles an seinem Platz ist, aber die Person fehlt.“
Zivilisation aus der Ferne
- Zitat: „Perhaps some astronaut, watching from afar the final incineration of our earth, may care to write across the stratosphere: Everything true except the facts.“
- Übersetzung: „Vielleicht wird ein Astronaut, der aus der Ferne die endgültige Verbrennung unserer Erde beobachtet, in die Stratosphäre schreiben: Alles ist wahr, außer den Fakten.“
Gott und Wahrheit
- Zitat: „It is truth that has died, not God.“
- Übersetzung: „Es ist die Wahrheit, die gestorben ist, nicht Gott.“