Der Podcast Word Matters (mit Trevin Wax & Brandon Smith): So stelle ich mir das Abwägen verschiedener Auslegungen vor. Zwei Beispiele, die mir halfen, seien genannt (Hinweis: KI-unterstützt).
Beispiel 1 // Römer 2,13-16 (hier und hier): Wen meint Paulus?
Es geht um die Aussage aus Römer 2,13: „Denn vor Gott sind nicht die, die das Gesetz hören, gerecht, sondern die, die es tun, werden gerechtfertigt werden.“ Es wird untersucht, wie Paulus die Rechtfertigung durch Werke und die Rolle des Gesetzes darstellt, insbesondere in Römer 2,1-16 und im Kontext der weiteren Argumentation des Römerbriefs.
Kontext der Argumentation in Römer 2,1-16
- Römer 2,1-5: Paulus kritisiert Juden, die die Sünden der Heiden verurteilen, während sie selbst dieselben Sünden begehen.
- Römer 2,6-11: Gott richtet unparteiisch. Er wird diejenigen belohnen, die Gutes tun, und diejenigen richten, die Böses tun.
- Römer 2,12-16: Sowohl Juden als auch Heiden werden nach einem gerechten Maßstab gerichtet. Für Juden ist es das Gesetz (die Tora), für Heiden ein inneres Gesetz, das sie in ihren Herzen kennen.
Schreiner erklärt, dass Juden sich nicht allein auf die Zugehörigkeit zum Gesetz verlassen können. Es geht darum, das Gesetz tatsächlich zu befolgen, um am Tag Christi gerechtfertigt zu werden.
Spannungsfeld: Rechtfertigung durch Werke vs. Rechtfertigung durch Glauben
- In Römer 3 macht Paulus deutlich, dass niemand durch Werke des Gesetzes gerechtfertigt werden kann, da alle gesündigt haben (Röm 3,10.20.23). Das Gesetz macht vielmehr die Sünde offenbar.
- Dennoch gibt es in der Schrift zahlreiche Stellen (z. B. Sprüche 24,12; Psalm 62,12; Jeremia 32,19), die davon sprechen, dass Gott die Menschen nach ihren Werken richtet und belohnt.
Interpretationsansätze zu Römer 2,13
- Hypothetische Aussage: Paulus könnte meinen, dass jemand, der das Gesetz vollkommen hält, tatsächlich gerechtfertigt werden könnte. Doch da alle sündigen, bleibt dies eine theoretische Möglichkeit, die in der Realität nie erfüllt wird.
- Verurteilung der Heiden und Juden: Heiden haben das Gesetz in ihrem Herzen, können es aber nicht perfekt halten und stehen daher unter Verdammnis. Ebenso können die Juden, trotz ihres Wissens um das Gesetz, nicht durch dessen Befolgung gerechtfertigt werden.
- Christen als Erfüllung des Gesetzes: Gentilchristen, die den Geist Gottes haben, zeigen durch ihren Gehorsam gegenüber dem Gesetz, dass sie gerechtfertigt sind. Dies weist auf die transformative Kraft des Heiligen Geistes hin.
Fazit und theologische Implikationen
Paulus scheint darauf hinauszulaufen, dass niemand durch das Gesetz gerechtfertigt werden kann, da alle Menschen sündigen und die Gerechtigkeit allein durch den Glauben an Christus kommt (Röm 3,21-24). Gleichzeitig betont er die Wichtigkeit der Werke als Ausdruck des Glaubens und als Hinweis darauf, dass Gottes Geist in einem Gläubigen wirkt.
Die Aussage in Römer 2,13 kann als rhetorischer Ansatz verstanden werden, der die Hörer zur Erkenntnis ihrer eigenen Sündhaftigkeit führen soll. Sie zeigt, dass die wahre Gerechtigkeit nicht aus menschlichen Bemühungen, sondern aus der Gnade Gottes kommt, die durch Christus offenbart wurde.
Dann kommen die nachfolgenden Verse (Römer 2,14-16) in dem Paulus beschreibt, dass Heiden, die das Gesetz nicht haben, „von Natur aus“ tun, was das Gesetz verlangt, und somit zeigen, dass das Gesetz in ihre Herzen geschrieben ist. Die Interpretation dieser Passage wird aus drei Perspektiven betrachtet:
1. Hypothetische Aussage
Paulus könnte hypothetisch sprechen, um den Juden zu verdeutlichen, dass das bloße Besitzen des Gesetzes (der Tora) nicht ausreicht. Er könnte sagen: „Wenn jemand das Gesetz perfekt halten könnte, würde er gerechtfertigt werden. Aber weder die Heiden noch ihr Juden tut dies.“ Dieser Ansatz führt zur Erkenntnis, dass alle gleichermaßen auf Christus angewiesen sind, da niemand das Gesetz vollkommen erfüllen kann.
2. Allgemeine Heiden
Schreiner interpretiert in seiner ersten Analyse, dass Paulus hier von allgemeinen Heiden spricht, die nicht das geschriebene Gesetz (Tora) besitzen, aber durch das Naturrecht (ein inneres moralisches Gesetz) Aspekte von Gottes Willen erkennen und befolgen. Diese Heiden haben das „Werk des Gesetzes“ in ihren Herzen, ihre Gewissen bezeugen dies. Sie werden jedoch letztlich genauso wie die Juden gerichtet, weil sie das Gesetz nicht perfekt einhalten.
3. Christliche Heiden
Schreiner vertritt nun die Ansicht, dass Paulus sich hier auf christliche Heiden bezieht, die Teil des neuen Bundes sind, wie es in Jeremia 31,31-34 prophezeit wurde. Dieser neue Bund zeichnet sich dadurch aus, dass Gott sein Gesetz in die Herzen seiner Menschen schreibt und ihnen eine neue Natur gibt. Diese Heiden, die nicht unter der Tora stehen, erfüllen dennoch die Anforderungen des Gesetzes, weil sie durch den Heiligen Geist erneuert wurden. Paulus greift diesen Gedanken in Römer 8,3-4 auf, wo er erklärt, dass der Geist den Gläubigen befähigt, nach Gottes Willen zu leben.
Vergleich der Ansätze
- Hypothetisch: Betonung auf der Unfähigkeit, das Gesetz vollkommen zu halten, was auf die Notwendigkeit von Christus hinweist.
- Allgemeine Heiden: Betonung auf das Naturrecht und die moralische Verantwortung aller Menschen, unabhängig von der Kenntnis der Tora.
- Christliche Heiden: Betonung auf die Transformation durch den Geist und die Zugehörigkeit zum neuen Bund, der das Gesetz in die Herzen schreibt.
Fazit und theologische Implikationen
Paulus zeigt in Römer 2,14-16, dass Gottes Gerechtigkeit nicht exklusiv für das jüdische Volk ist. Heiden, die durch den Geist erneuert sind, zeigen, dass sie Teil des neuen Bundes sind, da sie Gottes Gesetz in ihren Herzen tragen. Dies steht im Kontrast zur falschen Sicherheit der Juden, die meinen, allein durch den Besitz des Gesetzes gerechtfertigt zu sein. Der Text weist auf die universelle Notwendigkeit von Christus hin und darauf, dass wahre Gerechtigkeit aus dem Werk des Heiligen Geistes und nicht aus menschlichem Bemühen hervorgeht.
Beispiel 2 (hier) // Die Geschichte von König Saul und der Hexe von Endor (1. Samuel 28)
Die Diskussion konzentriert sich auf die Frage, ob die Hexe tatsächlich den Geist des verstorbenen Propheten Samuel beschworen hat und welche theologischen Implikationen sich daraus ergeben. Die Hosts präsentieren drei mögliche Interpretationen:
- Gott hat die Erscheinung Samuels ermöglicht
Diese Ansicht besagt, dass Samuel wirklich erschien, jedoch nicht durch die Macht der Hexe, sondern durch Gottes Eingreifen. Ein Schlüsselargument dafür ist, dass die Hexe überrascht und erschrocken reagierte, was darauf hindeutet, dass etwas außerhalb ihrer Kontrolle geschah. Auch die Botschaft, die Samuel an Saul übermittelte, passt zu Gottes Plan und dient als letzte Warnung an Saul. - Eine dämonische Täuschung
Hierbei wird argumentiert, dass die Erscheinung ein Dämon war, der Samuel imitierte, um Saul zu täuschen. Diese Sichtweise betont die Gefahr, die von Wahrsagern, Hexen und okkulten Praktiken ausgeht, und unterstreicht die biblische Warnung, sich von solchen Dingen fernzuhalten. Allerdings wird diese Interpretation kritisch betrachtet, da die Botschaft des Geistes mit Gottes Urteil übereinstimmt und keine täuschenden oder manipulativen Elemente enthält, die typisch für eine dämonische Täuschung wären. - Die Hexe hat Samuel tatsächlich beschworen
In dieser Interpretation wird angenommen, dass die Hexe tatsächlich über okkulte Kräfte verfügte und Samuel mit Hilfe dieser Kräfte beschwor. Dies würde jedoch die Vorstellung unterstützen, dass Hexen wirklich mit den Toten kommunizieren können, was theologisch problematisch ist. Diese Sichtweise wird daher von den Hosts verworfen.
Fazit und theologischer Kern
Die erste Interpretation wird von den Hosts bevorzugt, da sie am besten mit dem Text und Gottes Souveränität vereinbar ist. Sie betonen, dass Sauls Handlungen, einschließlich der Konsultation der Hexe, ein Zeichen seiner geistlichen Verhärtung und Rebellion gegen Gott sind. Gott hatte sich aufgrund von Sauls Ungehorsam von ihm abgewandt, und diese Episode dient als abschließende Bestätigung von Sauls Schicksal. Die Hosts heben hervor, dass Christen vor okkulten Praktiken gewarnt werden und ihr Vertrauen allein auf Gott setzen sollten. Zudem zeigt die Geschichte die Tragik von Sauls geistlichem Niedergang und die Konsequenzen seiner Entscheidungen.