Input: Metamoderne – Inkohärenz wird zum Mainstream

Brett McCracken verschriftlicht, was ich ebenfalls stark wahrnehme:

Zum Begriff Metamodernismus: Metamodernismus ist eine kulturelle Strömung, die auf die Postmoderne folgt und gleichzeitig Elemente der Moderne aufgreift. Während die Moderne von Fortschrittsglauben, Gewissheit und Optimismus geprägt war, setzte die Postmoderne auf Skepsis, Dekonstruktion und Ironie. Metamodernismus reagiert auf beide Strömungen, indem er sie nicht ausschließt, sondern miteinander verbindet.

Reaktion auf Moderne und Postmoderne: Metamodernismus kritisiert die radikalen Gegensätze der Moderne und Postmoderne und bemüht sich um eine Synthese. Er weigert sich, zwischen Hoffnung und Zynismus, Gewissheit und Dekonstruktion zu wählen, sondern integriert Aspekte beider Haltungen. Das Ergebnis ist eine Kultur, die sowohl ernsthaft als auch selbstironisch ist, sowohl konstruktiv als auch destruktiv.

Synthese von Gegensätzen: Diese Vermischung von vermeintlich unvereinbaren Gegensätzen spiegelt den Kern des Metamodernismus wider. Während die Moderne nach objektiver Wahrheit strebte und die Postmoderne deren Existenz in Frage stellte, umarmt der Metamodernismus beide Perspektiven. Er erlaubt, dass Hoffnung und Ironie, Idealismus und Skepsis gleichzeitig wahr sein können. Widersprüche sind dabei kein Problem, sondern werden bewusst ausgehalten.

Aushalten von Widersprüchen: Metamodernismus akzeptiert Inkohärenz und betrachtet sie als Ausdruck der komplexen, subjektiven Realität unserer Zeit. Gefühle, Stimmungen und persönliche Resonanz stehen im Vordergrund, während starre Logik und objektive Kohärenz in den Hintergrund treten. Was zählt, ist nicht, ob etwas logisch oder widerspruchsfrei ist, sondern ob es emotional anspricht und im Moment Bedeutung hat.

Oszillieren als Prinzip: Ein zentrales Merkmal des Metamodernismus ist das ständige Pendeln, das sogenannte „Oszillieren“, zwischen den Polen der Moderne und Postmoderne. Das kulturelle Denken bewegt sich fortwährend zwischen Konstruktion und Dekonstruktion, Ernsthaftigkeit und Ironie, Objektivität und Relativismus. Dieses Hin- und Herschwingen verhindert klare Festlegungen und schafft eine fluide, offene Haltung, die stark von individueller Stimmung und subjektivem Empfinden geprägt ist.

Hyperindividualismus: Durch die Betonung des Subjektiven führt der Metamodernismus zu einem ausgeprägten Hyperindividualismus. Jeder Mensch oszilliert je nach Situation und Stimmung zwischen widersprüchlichen Ideen und Haltungen. Festgelegte Weltbilder oder absolute Wahrheiten sind nicht maßgeblich; stattdessen dominieren persönliche Wahrnehmung und emotionale Resonanz. Diese subjektive Offenheit macht den Metamodernismus schwer greifbar und oft widersprüchlich.

Ironie und Aufrichtigkeit: Besonders auffällig ist die Gleichzeitigkeit von Ironie und Aufrichtigkeit. Während die Postmoderne Ironie als Mittel der Dekonstruktion einsetzte, erlaubt der Metamodernismus eine gleichzeitige Kombination von distanzierter Selbstreflexion und echter emotionaler Aufrichtigkeit. Ein Werk oder eine Aussage kann zugleich selbstironisch und tief empfunden sein. Diese Haltung prägt vor allem zeitgenössische Popkultur, die sich durch humorvolle Distanz und ehrliche Sehnsucht nach Bedeutung auszeichnet.