Jahresanfang: Evangelien-Bad

Zum Jahreswechsel hielt ich mich intensiv in den vier Evangelien auf. Zu diesem Zweck habe ich mir nach längerer Zeit wieder eine physische Bibel besorgt – die Journaling-Edition (revidierte Menge-Übersetzung). Es hilft die Texte wiederholt über den Tagesverlauf zu hören und zu lesen.

In meinem Studium wurde ich durch Darell Bock (* 1953), der sich über 30 Jahre im Lukas-Evangelium und der Apostelgeschichte forschend aufgehalten hat. Sein Werk “A Theology of Luke and Acts: God’s Promised Program, Realized for All Nations (Biblical Theology of the New Testament)” sei herzlich empfohlen.

Hier ein Auszug zum Thema “Frauen im Lukas-Evangelium”:

  1. Elizabeth (Lukas 1)
    • Ehefrau von Zacharias
    • Lange Zeit kinderlos, was im jüdischen Kontext oft als Zeichen göttlicher Missbilligung gedeutet wurde
    • Beide, Elizabeth und Zacharias, sind rechtschaffen und folgen dem Gesetz
    • Empfang der Nachricht von ihrer Schwangerschaft mit Demut und Dankbarkeit
    • Ausdruck von Gottes Gnade und Aufhebung ihrer Schande
  2. Maria, die Mutter Jesu (Lukas 1)
    • Betroffene Person, die Jesus empfängt
    • Reagiert demütig und bereitwillig auf Gottes Wort
    • Ausdruck von Vertrauen und Bereitschaft, Gottes Willen zu folgen („Es geschehe mir nach deinem Wort“)
    • Autorin des Magnificat, das Gottes Plan und Erhebung der Demütigen preist
  3. Anna (Lukas 2)
    • Sehr alte Witwe, wahrscheinlich über 80 Jahre alt
    • Treu im Gebet und proklamiert die Erlösung Jerusalems
    • Zeigt tiefe Hingabe und Glauben trotz ihres hohen Alters
  4. Die sündige Frau (Lukas 7)
    • Demonstriert Gottes Wirken durch ihre Taten
    • Ausdruck von Dankbarkeit und Anerkennung der göttlichen Gnade
    • Vergleich von Gottes Gnade mit der Vergebung großer Schulden
  5. Die Witwe von Nain (Lukas 7)
    • Ihr Sohn wird von Jesus von den Toten auferweckt
    • Symbolisiert Gottes Eingreifen und Wiederherstellung ihrer gesellschaftlichen Stellung
  6. Die drei Frauen in Lukas 8
    • Maria Magdalena
    • Susanna, die Haushälterin
    • Unterstützen Jesus mit ihrem Dienst
    • Darstellung der Reichweite des Evangeliums in alle Gesellschaftsschichten
  7. Die Frau mit der Blutung (Lukas 8)
    • Wird von Jesus geheilt
    • Ihr Glaube wird durch die Heilung gestärkt
  8. Maria und Marta (Lukas 10)
    • Maria: Sitzt zu Jesu Füßen und hört zu, wird für ihre Hingabe gelobt
    • Marta: Beschäftigt sich mit Hausarbeiten, wird von Jesus ermahnt, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren
  9. Die arme Witwe (Lukas 21:1-4)
    • Gibt zwei kleine Kupfermünzen als Opfer
    • Gelobt von Jesus für ihre aufopfernde Gabe trotz ihrer Armut
  10. Zeuginnen des leeren Grabes (Lukas 24)
    • Frauen sind die ersten Zeugen der Auferstehung Jesu
    • Bedeutende Rolle in der Bestätigung der Auferstehung und Glaubwürdigkeit der Ereignisse

Für das Johannes-Evangelium stand mir Andreas Köstenberger (* 1957), Neutestamentler und Langzeit-Aufenthalter bei Johannes, zur Seite. Sein Werk “A Theology of John’s Gospel and Letters: The Word, the Christ, the Son of God (Biblical Theology of the New Testament Series)” empfehle ich gleichermassen. Mit neuen Augen lese ich das Evangelium, ausgehend von solchen Überlegungen und Strukturen:

Buch der Zeichen (Kapitel 1-12): Fokus auf Jesu öffentliches Wirken und die sieben messianischen Zeichen
Buch der Herrlichkeit (Kapitel 13-21): Darstellung von Jesu Erhöhung und der Missionsarbeit der Kirche

Parallelität von Nikodemus und der samaritanischen Frau

Nikodemus (Kapitel 3): Vertreter des jüdischen religiösen Establishments; Symbol für oberflächlichen Glauben und mangelndes Verständnis; Begegnung bei Nacht – mögliche symbolische Bedeutung für spirituelle Dunkelheit
Samaritanische Frau (Kapitel 4):
Vertreterin einer verachteten und „unreinen“ Bevölkerungsgruppe; Symbol für tiefen Glauben und geistliches Verständnis;
Begegnung am Tag – mögliche symbolische Bedeutung für Erleuchtung und Offenbarung

Bedeutung von Wasser in Johannes

Symbolik im Alten Testament: Schöpfung (Genesis 1); Sintflut (Genesis 6-9); Teilung des Roten Meeres (Exodus 14); Wasser aus dem Felsen (Exodus 17,6)

Wasser im Johannes-Evangelium: Hochzeit zu Kana: Verwandlung von Wasser zu Wein (Johannes 2); Gespräch mit Nikodemus: Wiedergeburt durch Wasser und Geist (Johannes 3,5); Gespräch mit der samaritanischen Frau am Brunnen: „lebendiges Wasser“ (Johannes 4,10); Fest der Laubhütten: Wasser fließt aus den innersten Wesen der Gläubigen (Johannes 7,38); Kreuzigung: Wasser und Blut fließen aus Jesu Seite (Johannes 19,34)

Festival-Zyklus (Kapitel 5-10)

Definition: Literarische Einheit, die sich um jüdische Feste dreht; enthält Messianische Zeichen und eskalierende Kontroversen
Bedeutung: Darstellung von Jesu Autorität und seiner Behauptung, Gott zu sein; Vorbereitung auf die Passionserzählung
Auswahlkriterien für die Zeichen
a) Einzigartigkeit: Material, das in den synoptischen Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas) nicht enthalten ist.
b) Auffälligkeit: Zeichen, die besonders eindrucksvoll und erinnerungswürdig sind, oft mit signifikanter Zahlenbedeutung.
c) Glaubensförderung: Handlungen oder Lehren Jesu, die seine Messianische Identität und Sohnschaft Gottes unterstützen und den Lesern zum Glauben anregen sollen.