Input: Ein Atheist geht in 90 Tagen durch die Bibel

Der neuliche Beitrag des Wikipedia-Co-Gründers über sein 90-Tage-Experiment zum vollständigen Lesen der Bibel hat mich sehr berührt. Er sei zur Nachahmung empfohlen! Hier die Zusammenfassung:

Der Beginn des Bibelstudiums markierte für Sanger einen entscheidenden Wendepunkt auf seinem Weg vom Skeptizismus zum christlichen Glauben. Diese Phase war geprägt von methodischem Studium, überraschenden Erkenntnissen und einer allmählichen Transformation seiner intellektuellen und geistlichen Haltung.

a) Motivation zum Bibelstudium

  • Ursprüngliche Absicht:
    • Zunächst keine Absicht zur Bekehrung, sondern rein intellektuelles Interesse.
    • Wunsch, die Bibel als das „einflussreichste Buch der Weltgeschichte“ zu verstehen.
    • Interesse, die biblische Grundlage okkulter Ideen zu erfassen, um die spirituelle Symbolik und deren kulturelle Einflüsse zu durchschauen.
  • Methodischer Ansatz:
    • Anwendung von Fähigkeiten aus der philosophischen Ausbildung: nahe Textanalysekritische Befragungund systematische Interpretation.
    • Nutzung moderner Hilfsmittel wie Bibel-Apps, Studienbibeln (z. B. ESV Study Bible) und Kommentare (Jamieson, Fausset und Brown).
    • Entscheidung für eine 90-Tage-Leseplan, um eine intensive und zusammenhängende Auseinandersetzung mit dem Text zu ermöglichen.

b) Unerwartete Erkenntnisse während des Studiums

  • Überraschende Kohärenz:
    • Erwartung eines widersprüchlichen Textes wurde nicht bestätigt. Stattdessen stellte der Autor eine beeindruckende innere Konsistenz und thematische Tiefe fest.
    • Viele scheinbare Widersprüche konnten durch Kontextwissen, theologische Erläuterungen und sprachliche Analysen aufgelöst werden.
  • Intellektuelle Herausforderung:
    • Konfrontation mit komplexen theologischen Konzepten, die rational durchdacht und argumentativ verteidigt werden konnten.
    • Erkenntnis, dass die Theologie – entgegen früherer Annahmen – eine hochgradig rationale Disziplin ist, die philosophische Strenge erfordert.

c) Kritische Auseinandersetzung mit biblischen Inhalten

  • Fragen der Gottesoffenbarung:
    • Warum offenbarte sich Gott in einer bestimmten historischen Zeit und Region?
    • Warum sprach Gott in anscheinend „primitiven“ Formen zu alten Kulturen?
    • Durch das Buch Hiob gewann der Autor Einsicht, dass göttliche Gerechtigkeit und Handlungsweisen nicht mit menschlichen Maßstäben gemessen werden können.
  • Hypothese zur göttlichen Selbstoffenbarung:
    • Gott muss sich Menschen auf eine Weise zeigen, die kulturell und intellektuell zugänglich ist.
    • Die biblische Erzählung wird als ein pädagogischer Prozess verstanden, bei dem Gott die Menschheit schrittweise auf die Ankunft Jesu vorbereitet.

d) Persönliche geistliche Entwicklung

  • Experimentelles Gebet:
    • Zunächst verstand der Autor das Sprechen mit Gott als eine Form von Selbstreflexion, ähnlich einem Dialog mit einem „imaginären Freund“.
    • Diese Praxis wurde jedoch zum Vorläufer echter Gebetserfahrungen, die später als erste Schritte in Richtung Glauben interpretiert wurden.
  • Innere Erkenntnis:
    • Obwohl der Autor sich selbst noch nicht als Gläubigen betrachtete, deuteten diese Praktiken darauf hin, dass der Glaube bereits unbewusst gewachsen war.
    • Der methodologische Skeptizismus, der lange Zeit jede Form von Glauben blockiert hatte, begann, an Relevanz zu verlieren.

e) Theologische Einsichten und deren Auswirkungen

  • Verständnis von Theologie:
    • Theologie wurde als der Versuch rationaler Menschen erkannt, die Komplexität der Bibel systematisch zu analysieren, zu harmonisieren und zu interpretieren.
    • Frühere Vorurteile, die Theologie als irrationalen Dogmatismus betrachteten, wurden ersetzt durch Respektfür diese Disziplin.
  • Akzeptanz der Rationalität des Glaubens:
    • Die Erkenntnis, dass die Bibel in ihren Lehren philosophisch robust und argumentativ verteidigungsfähigist, öffnete die Tür zum Glauben.
    • Die biblischen Antworten auf metaphysische, ethische und existentielle Fragen erschienen zunehmend plausibel und überzeugend.